Mittwoch, 10. September 2025

DEL-Premiere ...

Die Reife(n)prüfung!

Es war nicht für alle Fans das Erlebnis, was sie sich erhofft und auf das sie so lange hingefiebert haben, doch wir sind angekommen und gesund und das ist letztlich alles, was zählt. Mal abgesehen von Punkten.

Frei nach Benjamin BraDDock aka Dustin Hoffmann hatten wir gestern zum DEL-Auftakt eine echte Reife(n)prüfung und bestanden sie eben nicht in allen Punkten. Sowohl auf, als auch abseits des Eises gab es einige Reifenplatzer zu verzeichnen. 

Ein Tag als (P)neuling in der Schule ist nie leicht, doch dass er so fordernd sein würde, hatten wir uns vorab nicht ausgemalt. Die Reise begann mit Verspätung, da unser Bus (Die legendäre Nr. 3) bereits auf dem Weg zum Treffpunkt ein Rad ab hatte. Es sollte sich als schlechtes Omen für die Fahrt erweisen. Allgemein gilt im Verkehr ja ein Grundsatz: Zur Sicherheit immer mit Gummi. Doch das Busunternehmen sah das wohl anders und schickte das geplatzte Kondom unter den fahrbaren Untersätzen. Ein Spiel mit der Gesundheit. Denn nach nur 20 Kilometern war bei den Fans die Vorfreude bereits purer Wut und Enttäuschung gewichen. Dabei hatten wir noch Glück im Unglück, als uns bei 100 Km/h der linke Hinterreifen platzte, der Kautschuk-Kadaver in den nachfolgenden Verkehr geschleudert wurde und doch alle unverletzt blieben. Nach zwei ewig andauernden Stunden dann die Gewissheit, die Polizei lässt eine Weiterfahrt nicht zu, der Bus an allen Ecken fahruntauglich, was man bei näherer Betrachtung auch mit bloßem Auge feststellen konnte und nicht allein im Reifenplatzer begründet lag. Was nun? Ersatzbus, angeblich erst nicht verfügbar, dann aber doch, da hatten wir dank "Superwoman" Katrin aber bereits eine bessere Alternative aufgetan. Als die glorreichen Sieben im PKW Richtung Hauptstadt. Knie ans Ohr und gib Gummi. Da waren wir übrigens gerade einmal in Thiendorf und der Spielbeginn nur noch gut eine Stunde entfernt. 

Den Start unserer DEL-Ära erlebten wir also im Auto im Stream auf dem Smartphone, statt in der Arena mit weit über 2.000 Eislöwen-Sympathisanten. Ein hartes Brot und ein Verlust, den man mit Geld nicht aufwiegen kann. Diesen Moment bekommen wir einfach nicht mehr zurück. Die Organisatoren trifft keine Schuld, doch das Reiseunternehmen sehr wohl. Das hatte mit höherer Gewalt nichts zu tun. Vielmehr war es ein Spiel mit unserer Vitalität und wir hoffen, dass das Orgateam bezüglich einer Schadensersatzforderung oder zumindest einer kompletten Kostenerstattung tätig wird. Zwar haben es manche noch nach Berlin geschafft, doch maximal noch 25 Minuten des DEL-Auftakts ihrer Herzensmannschaft miterlebt und waren emotional bereits ziemlich leer oder besser gesagt: mitgenommen. Das war alles andere als Ideal.

Als wir die Arena erreichten, passierte gerade hisTORisches. Austin TORtega besorgte unseren ersten DEL-Treffer und brachte unsere Farben so richtig ins Spiel, nachdem man zunächst etwas Anlaufzeit benötigte, um sich in Sachen Tempo zu akklimatisieren. Doch nach der frühen Führung der Berliner und dominanten ersten zehn Minuten, hatten auch unsere Eislöwen hochkarätige Chancen, scheiterten aber am Verteidigerschlittschuh, am Goalie und am Pfosten. Als Ortega dann traf, wuchs die Hoffnung auf eine Überraschung, die der DEL-Meister aber binnen Sekunden und im Stile eines Topteams sofort wieder im Keim erstickte. 3:1. Im Schlussdrittel ging dann zugegeben lange nichts mehr, da das ganz zeitige 4:1 so ein wenig den Stecker zog. Dennoch gab man nicht auf, wehrte sich und traf ein zweites Mal zum zwischenzeitlichen und vielumjubelten 5:2. Treffer (Trevor) Parkes. Am Ende hieß es 6:2. Ein standesgemäßes Ergebnis, welches aber keine Rolle spielte, hatte man doch emotional ohnehin viel zu viel zu verarbeiten. 

Fazit: Berlin ist und wird auf absehbare Zeit nicht unser Maßstab und unsere Kragenweite sein. Doch so schlecht haben wir uns nicht verkauft. Wenn wir unsere Großchancen effizienter nutzen, wird es ein deutlich engeres Spiel. Leider hatte nicht nur der Bus, sondern auch Julius Hudacek ein paar Reifenplatzer auf der Fanghandseite. Berlin und er: das wird wohl keine Lovestory mehr. Er scheint noch nicht auf Hexer-Level angekommen zu sein. Doch letztlich sind wir alle Menschen und selten fehlerlos. Dennoch haben wir uns besser präsentiert, als so mancher gestandener DEL-Club es zuletzt in der Uber-Arena getan hat. Es hakte an der Schnelligkeit, nicht mal läuferisch, eher gedanklich. Zudem waren wir in Überzahl noch zu umständlich und eindimensional. Viele gute Looks, aber nur wenig Ertrag. Gegen Berlin und Hildebrand schießt man aber auch nicht oft drei oder mehr Tore. Es war ein solides Hallo. Begleitet von einer großen Anzahl Eislöwenfans. Einige Berliner redeten von maximal 700, doch das ist purer Quatsch und Ausdruck einer gewissen Selbstherrlichkeit. Allein im Gästeblock und um ihn herum fanden sich mehr als 1.000 Eislöwen ein. Auch im weiten Rund waren überall kleinere Inseln mit Dresdner Anhängern zu sehen. Gerade zum Schluss hin, als die Fans ihr Team und ihren Club feierten, war das ganze Ausmaß nicht nur gesanglich, sondern auch optisch klar zu erkennen. Steht auf, wenn ihr Dresdner seid. Genau das taten sie, vom Gästeblock bis in den VIP, vom Unterrang bis in die letzte Reihe des Oberrangs. Aber Ostderby? Wer kommt auf so etwas? Es ist maximal ein Ostduell, obgleich die Eisbären schon lange kein klassischer Ostklub mehr sind. Beide Teams haben überhaupt keine Rivalität oder große Vergangenheit miteinander. Da muss man nichts künstlich hochstilisieren. Es war und ist David gegen Goliath und wir sind der glasklare David. In 50 Jahren schaut das vielleicht anders aus und wir oder unsere Nachkommen können von einem Derby oder Klassiker reden.

Am Sonntag wird die Außenseiterrolle nicht anders verteilt sein, wenn die Schanzer Panther aus Ingolstadt in Dresden vorstellig werden. Dann aber sind wir zuhause im eigenen Wohnzimmer am Werk und werden alles geben, um die ersten Zähler für den Klassenerhalt einzusacken. Mit mehr Reife(n) im Spiel um die Hartgummischeibe. 

Willkommen in der DEL.

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