Wenn der Wetterdienst eine Sturmwarnung für Dresden herausgibt, lassen sich die Eislöwen nicht zweimal bitten und präsentieren direkt den erhofften skandinavischen Offensiv-Orkan, der für viel Wind unter bzw. auf den Flügeln sorgen soll.
Wie Tag24 vor Wochen bereits richtig gerüchtet hatte, hat Johan Porsberger einen Saison-Vertrag bei den Eislöwen unterschrieben und soll der Zielspieler der Topreihe werden. Wenn man seine bisherige Karriere betrachtet, wird er diese Rolle auch sehr gut ausfüllen können.
Der Mann mit dem tätowierten rechten Schuss-Arm gilt als klassischer Torjäger, der in den letzten Jahren aber auch seine Qualitäten als Vorbereiter weiterentwickelt hat. Bis zu seiner ersten Spielzeit für die Graz 99ers in der ICE Hockey League gelang dem 28-jährigen Flügelstürmer sechs Spielzeiten in Folge eine zweistellige Torausbeute in Schwedens Topligen (5 Jahre 2. Liga, 1 Jahr 1. Liga). In der HockeyAllsvenskan gehörte er zwischen 2014 und 2020 zu den sieben treffsichersten Stürmern der Liga. In 338 Pflichtspielen während dieser Zeit brachte es der Rechtsschütze auf satte 96 Tore und 86 Assists und damit 182 Scorerpunkte (0,54 Punkte/Spiel), was in den hochklassigen schwedischen Ligen einen durchaus beachtlichen Wert darstellt, gerade wenn man die Liga-Qualität mit der DEL2 vergleicht.
Zuletzt spielte Porsberger zusammen mit Ex-Eislöwe Dominik Grafenthin in Graz, wo er zwar erstmals seit langer Zeit die zweistellige Ausbeute an Saisontoren verpasste (9 Treffer), aber mit 27 Scorerpunkten dennoch zu den Topscorern zählte und bereits erste Erfahrung mit der deutschen Sprache sammeln konnte. Der schnelle, technisch versierte und läuferisch starke Angreifer ist sehr vielseitig, egal ob Solo, Penaltyschuss oder das schnelle Raumdeuten in der gegnerischen Defensive, egal ob mit Speed ins Drittel kommend oder trickreicher Slalomlauf, Porsberger ist ein Mann mit direktem Zug zum Kasten und hoher Genauigkeit im Abschluss, hat aber trotz Torjäger-Gen auch das Auge für den besser postierten Reihenpartner. Zudem bringt er Emotionen ins Spiel, ist entscheidungsschnell, liebt die Offensive, ist sich aber dennoch nicht zu fein, defensiv mitzuarbeiten. Seine größte Stärke liegt trotzdem vorne und dabei besonders im Überzahlspiel, was in DD durchaus ein Upgrade nötig hatte, wenn man die letzte Saison als Maßstab heranzieht.
Johan Porsberger wird bei den Eislöwen mit der Nummer 88 auf Torejagd gehen, die in den letzten Jahren zugegebenermaßen nicht der größte Glücksbringer für Dresdner Stürmer war, doch hoffentlich ist der dritte Schwede im Kader die positive Ausnahmeerscheinung. Wir sagen auf jeden Fall ganz herzlich Willkommen in Dresden und viel Erfolg in Blau-Weiß. Farben, die er bereits gut aus Leksand kennen und daher durchaus mögen dürfte.
Der eigentliche Kracher war heute aber, ohne despektierlich sein zu wollen, nicht etwa die Vorstellung des Stürmers, sondern die des mittlerweile, zumindest laut offizieller Homepage, zehnten Premiumpartners im Sponsorenkader der Dresdner Eislöwen, was verdeutlicht, dass der Club im Stande ist, sich auch in der Spitze immer breiter aufzustellen. Die Rede ist tatsächlich von keinem geringeren, als dem ortsansässigen Global Player Infineon. Der High-Tech-Riese zählt zu den führenden Unternehmen in der Halbleiterbranche und ist seit 1994 auch in Dresden zuhause. Heute befindet sich hier einer der modernsten und größten Standorte für Fertigung, Technologie- und Produktentwicklung, der inzwischen fast 3.000 Mitarbeiter beschäftigt. Damit ist Infineon Dresden einer der wichtigsten industriellen Arbeitgeber der Region.
Dass es den Dresdner Eislöwen gelungen ist, wenn auch zunächst erst einmal nur für eine Saison, einen solchen Riesen an Land zu ziehen und für ein Sponsoring im Eishockey zu begeistern, darf man dann durchaus als großen Erfolg werten, der dem Club, besonders in diesen Zeiten, bislang verschlossene Türen öffnen könnte. Doch natürlich gilt es zunächst abzuwarten, wie sich diese frische Partnerschaft entwickeln wird und dementsprechend überhaupt eine langfristigere Zukunft haben kann. Finanziell dürfte damit jedoch auf jeden Fall der Ausstieg von Westminster als Hauptsponsor endgültig kompensiert worden sein, wenngleich natürlich die Frage im Raum stehen bleibt, ob einer der vielen Premiumpartner nun noch finanziell zum Hauptsponsor aufsteigen wird.
Die Saison jedenfalls darf nun gerne ganz schnell starten, denn auch dank solcher Meldungen wie heute steigt unsere Lust auf Eishockey immer mehr.
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