Dienstag, 6. Juli 2021

"Junge Garde Dresden"...

Die defensive (Freilicht-)Bühne namens Eislöwen!

Endlich ist er da, der defensive Umbruch und wird auch durch Zahlen so deutlich wie nie zuvor. 

Fünf Verteidiger mussten den Club verlassen, sechs neue Kräfte wurden bzw. werden geholt, rechnet man das glaubhafte Gerücht um Leon Fern mit ein, der aktuell zur Trainingsgruppe der Eislöwen gehört und womöglich zum Grillfest als Neuzugang präsentiert werden könnte. Das vier der fünf Abgänge in der Oberliga landen oder gar ihre Karriere beenden, untermauert in gewisser Weise die Notwendigkeit eines Neuanfangs, wobei man mit Lucas Flade, Bruno Riedl und Arne Uplegger zumindest drei vielversprechende Spieler mit Zukunft am Standort gehalten hat. 

Wir wollen heute mit euch weniger auf die einzelnen Spieler schauen und ob die Defensive stärker einzuschätzen ist als zuletzt, da dies immer auch vom Gesamtsystem der Mannschaft in Abwehr und Angriff abhängt, aber ein paar grundsätzliche Auffälligkeiten und Tendenzen betrachten.

Alter:
Der Altersschnitt unserer Defensive lag zum Ende der letzten Spielzeit bei 28,5 Jahren. Viel Erfahrung auf dem Eis, die letztlich aber kaum bis gar nicht zum Tragen kam, wenn man ehrlich ist. Für die neue Spielzeit erhielt unsere Defensive daher eine massive Verjüngungskur. Im Schnitt wird die Abwehr mehr als fünf Jahre jünger sein, der Schnitt bei 23,1 Jahren liegen. Erstmals überhaupt in der Zweitligageschichte der Dresdner Eislöwen wird kein Verteidiger 30 Jahre oder älter sein. Der Oldie in der Abwehr ist demnach Simon Karlsson, der Ende des Monats seinen 28. Geburtstag feiern wird. 

Erfahrung:
Natürlich hat das Team auf dem Papier an Erfahrung eingebüßt. Während der Defensivkader der Vorsaison weit mehr als 4.000 Profispiele auf dem Buckel hatte, liegt der Erfahrungsschatz des neuen Verbundes bei knapp über 2.000 Pflichtspieleinsätzen, was aber immer noch einem Schnitt von über 230 Profispielen pro Spieler entspricht. Lediglich Bruno Riedl, der wohl auch eine Förderlizenz für die Oberliga erhalten wird, kann als wirklich unerfahren bezeichnet werden, der Rest kann mindestens auf zwei Jahre Erfahrung im Profibereich zurückgreifen. Wenn man zudem auf die DEL2-Erfahrung blickt, hat man im Schnitt pro Spieler nur knapp ein Jahr Erfahrung eingebüßt (Rückgang von 157 Spiele/Spieler zu 103 Spiele/Spieler). Auffällig dabei auch, dass vor allem Spieler wie Arne Uplegger, Nicklas Mannes und Maximilian Kolb, der zum Königstransfer in der Defensive aufsteigen könnte, bereits mit 23 oder wenigen Lenzen als Routiniers auf Zweitliganiveau bezeichnet werden können, die aber längst noch nicht ihren Leistungszenit erreicht haben. Ähnliches gilt auch für Mike Schmitz und Leon Fern. Gerade Schmitz läuft etwas unter dem Radar, hat aber sowohl als Leader in der Oberliga als auch als Rollenspieler auf unterem DEL-Niveau überzeugt. Dazu kommen zwei verlässliche Schweden, die nicht nur erfahren sind, sondern gerade erst ins beste Eishockeyalter kommen. Dennoch bleibt ein Erfahrungsverlust, der sich aber nicht negativ auswirken muss, da die üppigen Erfahrungsschätzchen oder -kätzchen zuletzt eher zu Papiertigern mutierten. Was nützt es uns beispielsweise, wenn ein Spieler 900 oder mehr Profieinsätze vorzuweisen hat, aber aus welchen Gründen auch immer seit 100 Spielen nicht mehr an sein bestmögliches Niveau herankommt?

Größe:
Größer = Besser? Nun das wäre sicher zu einfach gedacht, denn wenn ich riesige Spieler habe, die langsam und unbeweglich sind, hilft mir das gegen schnelle Offensivreihen herzlich wenig. Doch unser Team wird nicht nur größer, sondern trotzdem auch schneller und beweglicher sein. Die kleinsten Verteidiger im Team, quasi die "Defensivzwerge" des Kaders messen immer noch 184 cm Körpergröße. Man ist defensiv im Schnitt um mehr als 3 cm gewachsen, bringt 188 cm Durchschnittshöhe mit und wird trotzdem nicht Gefahr laufen, abzuheben oder zu viel Höhe zu bekommen. Neben Defensivspezialisten konnte man auch spiel- und passsichere Akteure gewinnen, die nebenbei auch einen robusten Körper mitbringen. Dies hat in den letzten Jahren doch etwas gefehlt, vor allem wenn man die Breite oder Tiefe statt nur die Größe im Kader betrachtet. Zudem erhöht mehr Körperlänge auch die Reichweite und damit ein Stück weit auch die Effizienz beim Stockeinsatz und Blocking, besonders in Unterzahl.

Tempo: 
Gerade in Sachen Rückwärtsbewegung, Rückwärtslaufen bzw. Backchecking hat man wohl die größten Sorgenkinder ersetzt. Keiner der im Kader befindlichen Spieler ist als läuferisch schwach bekannt. Man hat theoretisch also defensiv die notwendigen Anpassungen vorgenommen, um besser gegen Konter und den Speed der Gegner gewappnet zu sein und gleichermaßen auch den eigenen Angriff schneller aufbauen zu können. 

Führung:
Hier herrscht ein großes Fragezeichen. Wir können einfach noch nicht einschätzen, welche Akteure für diese wichtige Rolle prädestiniert sind. Klar ist, dass man Simon Karlsson in der Leader-Rolle erwarten darf, doch natürlich braucht es mehr als einen Häuptling in der Defensive, wenngleich nicht wieder so viele Möchtegern-Bosse wie zuletzt. Denn auch das ist einem homogenen Teamgefüge letztlich nicht zuträglich.

Jünger, schneller, unerfahrener aber hungriger, sowie frischer und leistungsfähiger. Ob aber auch stabiler und besser, wird sich wie immer erst zeigen müssen und lässt sich derzeit noch nicht bewerten. Wir erwarten grundsätzlich keine Wunderdinge, aber willige Spieler, die ihr bestes geben um das Team trotz Umbruch zumindest defensiv(!) wieder in die Top 8 zu hieven, denn letztlich wird sehr viel, wenn nicht gar alles von der Defensivleistung abhängen. Die Testspiele im September werden daher umso wichtigere Lehrstunden sein, die es zu nutzen gilt.

Keine Ahnung wie es euch geht, aber wir haben einfach Bock auf einen frischen Wind, ein junges Team und authentischeres Hockey. Es kribbelt wieder mehr und das völlig unabhängig davon, wie erfolgreich man im ersten Jahr eines doch großen Umbruches schon sein kann. Lieber kleine Fortschritte als zu große Ziele.

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