Montag, 22. September 2025

No Walk in the Allerpark ...

Eislöwen schlagen sich am Ende leider selbst!

Liest man einzig das Ergebnis, würde wohl jeder sagen: ein erwarteter Sieg des Favoriten. Doch letztlich hatte dieses teils spektakuläre Spiel doch mehr Zwischentöne als manche vorab erwartet hätten. Unter dem Strich steht dennoch eine 6:3-Niederlage und ein Sonntag ohne durchaus mögliche Punkte.

Rund 150 Eislöwenfans waren bei unserer Rückkehr ins bärige Wolfsburg dabei. Nach einer süffigen Anfahrt, die uns sogar einen Abstecher nach Beelitz, allerdings keinen Spargel bescherte, ging es gemütlich Richtung der kargen Spieltags-Szenerie. Man kannte es noch aus der Vergangenheit und viel hat sich seither auch nicht verändert. Gute Akustik, übersteuerte Anlage, nette Menschen, Wittinger "Bier". 

Im Spiel war dann aber schnell Schluss mit nett. Die Grizzlys kamen bissig, offensiv und dominant raus. Wir benötigten die übliche Eingewöhnungsphase, überstanden diese aber leider nicht ohne Gegentor. Janick Schwendener, der sein Saisondebüt feiern durfte, machtlos. 1:0. Danach fanden wir zwar etwas mehr Struktur, konnten aber offensiv zunächst nur wenig Akzente setzen. In der 15. Minute dann ein weiterer herber Rückschlag. Unser Blockmonster Olli Granz (12 Blocks - Platz 2 in der DEL), verkantete an der Bande nach einem Pass hinters eigene Tor unglücklich und so traf ihn der Check des Gegenspielers anders als geplant, was Granz mit dem Kopf in die Bande katapultierte. Kein Foul, mega unglücklich und vor allem mit kapitalen Folgen für Olli und die Eislöwen. Granz mit Kopfverletzung raus und die Defensive nur noch zu fünft. Der Coach instruierte sofort Sebastian Gorcik und dieser übernahm fortan die Rolle von Granz in der Abwehr. Bis zur Pause kam man dann ohne weitere Verluste auf der Anzeigetafel und im Team durch.

Im Mittelabschnitt änderte sich das Gesamtbild zunächst nicht sonderlich. Wolfsburg tonangebend, wir defensiv solide. Dann die zweite Überzahl der besten Powerplayformation der noch jungen Saison und diese sollte zum 2:0 führen. Erstmals musste unser PK ein Gegentor hinnehmen, welches man aber nicht als Überzahltor bezeichnen kann, da der Angreifer der Hausherren allein gegen drei einlief, jedoch nicht attackiert wurde und so den Defender als Screen nutzte, um mit einem satten Schuss Schwendi zu überwinden. 2:0. Man dachte irgendwie, ok, das wird heute wohl schwer, etwas mitzunehmen. Doch unsere Eislöwen berappelten sich und bekamen dann ebenfalls ihre zweite Chance im Powerplay. Ruhig aufgezogen von Emil und seinen Überzahldetektiven war es schließlich Dane Fox, der trocken abzog und auf 2:1 verkürzen konnte. Zweites Spiel, zweites Tor. Keine zwei Zeigerumdrehungen später kam dann auch etwas Fortuna dazu. Emil Johansson wird beim Schuss geblockt, doch die Scheibe landet so bei Alec McCrea und der zog einfach mal durchs Getümmel ab. Lucky Bounce. 2:2. Binnen zwei Minuten brachten sich die Sundblädder zurück ins Spiel und waren in der Folge sogar die bessere Mannschaft. Minute für Minute verdiente man sich den Ausgleich und sorgte für eine attraktive Partie. Fox, Yogan und Co. hätten sogar auf 2:3 stellen können, die Chancen waren da, hatten aber zum Ende des Drittels auch zweimal Glück, als die Bären gefährlich vor Schwendener auftauchten, der ein sehr solides Spiel zeigte.

Das Schlussdrittel begann ungünstig. Strafe gegen den Käpt'n. Doch diesmal war unser PK wieder auf dem Posten und hielt sich schadlos. Danach war es ein offenes Spiel, in dem wir an uns glaubten und rochen, dass Punkte möglich sind. Als dann auch noch Emil sehenswert zur Führung einnetzte, stieg die Laune im sangesfreudigen Gästeblock ins Unermessliche. Jetzt hieß es, die Erfahrung im Kader auszuspielen und das Ding über die Zeit zu bringen. Doch das Gegenteil war der Fall. Man ließ sich von den Wolfsburgern in Scharmützel verstricken und verlor dadurch Rhythmus, Grundordnung sowie das Selbstverständnis im Spiel, welches man sich vorher hart erarbeitet hatte. Der Ausgleich dann ziemlich bitter. Gorcik wurde als Defender vom Ruckdäschel, dem wohl größten Rucksack der Biwakgeschichte im Eishockey, clever am Block gegen Lambert gehindert, indem er bei Gorcik schön an der Hüfte einhakte und ihn so zu Fall brachte. So hatte der überragende Angreifer der Grizzlys letztlich wenig Mühe und genug Zeit, genau ins Eck abzuschließen. 3:3. Danach waren wir dennoch näher am Sieg, ließen jedoch ein weiteres Powerplay ungenutzt, auch weil unser Ex, Hannibal Weitzmann, stark parierte und dann kam es leider, wie so oft. Vorne nicht getroffen, schlechter Backcheck, keine Zuordnung, hinten eiskalt kassiert. 4:3. Trotzdem war das Spiel noch nicht gegessen. Wir liefen an, kamen durch, Sykora gefoult. Penalty. Doch warum laufen bei uns immer die Gefoulten an? Die Regel gibt es schon lange nicht mehr. So aber lief ein Stürmer ohne Selbstvertrauen und Erfolgserlebnis gegen den heiß gelaufenen Hannibal ante Portas an und scheiterte. Kein Ausgleich. Keine Punkte. Denn beim Versuch, mit sechs Mann zu attackieren kassierten wir das Empty Net. Deckel drauf. Dass dann aber noch das 6:3 fällt, ist inakzeptabel. Wie schon in Berlin, schaltete das Team bereits vor der Schlusssirene ab. Diese Einstellung sollten wir schleunigst ablegen, denn auch ein Torverhältnis kann am Saisonende den Ausschlag geben. Wir haben vollstes Verständnis für die Enttäuschung nach dem harten Kampf, doch man sollte dennoch immer bis 60:00 spielen.

Fazit: Wir können in dieser Liga mithalten, auch mit den besseren Teams, zu denen wir Wolfsburg definitiv zählen. Doch solche Chancen, wie gegen Ingolstadt und gegen Wolfsburg sollte man in Zukunft nicht mehr ungenutzt verstreichen lassen. Genau in solchen Momenten muss man da sein. Wir müssen Penaltyschüsse nutzen, wir müssen die Leichtsinnigkeit der Gegner bestrafen und das Denken abstreifen, noch das Topteam der DEL2 zu sein, welches es allein über die Klasse regeln kann. Die Special Teams sind top, das Shot Blocking herausragend (60 Blocks - Platz 1 in der DEL), aber dennoch sind wir defensiv, gerade wenn wir in der neutralen Zone gebrochen werden, zu ungeordnet. Da müssen wir uns steigern. In Wolfsburg wären, ohne vermessen zu sein, drei Punkte absolut möglich gewesen. Jeder Punkt zählt für uns und so schmerzt es doppelt, wenn du am Ende ohne Punkte und mit -3 nach Hause fährst. Die nächsten Gegner werden nicht einfacher und unser Auftaktprogramm ist knüppelhart. Gerade deshalb müssen wir jede Chance beim Schopfe packen und uns belohnen. Die Mannschaft kämpft um jeden Zentimeter, lässt sich aber manchmal von der Euphorie nicht nur tragen, sondern hebt förmlich ab. Da müssen wir eine bessere Balance finden. Dann holen wir, davon sind wir überzeugt, genügend Punkte, um die Klasse zu halten. 

Wir möchten, auch wenn es immer eine Teamleistung ist, zwei Protagonisten hervorheben. Zum Einen Dane Fox, der ein starkes Comeback gezeigt und bewiesen hat, immer noch ein Unterschiedsspieler in der DEL sein zu können. Zum Anderen Emil Johansson, der gerade gefühlt überall zu finden ist. Natürlich hat auch er noch nicht die perfekte Balance gefunden, sonst stünde er nicht bei -2, doch er ist unser Antreiber, unser Motor, unser Kilometerfresser, unser Minutenmann und zudem auch noch eine offensive Waffe, die mit ihrer Laufstärke, ihrem Tempo und dem erstklassigen Skillset viele Offensivaktion kreiert und so auch Tore produziert. Niklas Sundblad ist gerade dabei, aus Emil wieder den Spieler zu machen, der er in Schweden war. Es macht Spaß, ihm dabei zuzuschauen. Emil ist aktuell nicht nur Topscorer der Eislöwen (2 Tore, 4 Vorlagen), sondern auch aller DEL-Defender und hat mit 2 Toren offensiv bereits mehr getroffen als in seinen drei Münchner Jahren zusammen. Wir hoffen, der Trend geht bei ihm so weiter und viele andere lassen sich davon anstecken. 

Dann haben wir vielleicht auch eine Chance, am Freitag den Adlern in unserem Löwenkäfig die Flügel zu stutzen. Der ungeschlagene Tabellenführer kommt. Das mochten wir doch schon immer. 

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