Donnerstag, 1. Mai 2025

ESCalation DDELuxe = Episch, Surreal, Champion ...

Unsere Eislöwen haben ClubgESChichte gESChrieben!

Wo fängt man nach so einer epischen, surrealen Saison an? Vielleicht doch am besten am Anfang und damit beim Grundstein des historischen Erfolges für den gesamten Standort Dresden.

Wir glauben nämlich, dass wir ohne den Misserfolg der Vorsaison womöglich in dieser Spielzeit gar nicht diesen Erfolgslauf hätten hinlegen können. Wären Niklas Sundblad, Travis Turnbull und MVP Danny Aus den Birken in Dresden gelandet, wenn wir eine solide letzte Saison 2023/2024 hingelegt hätten? Es ist zumindest anzuzweifeln. Diese Verpflichtungen waren aber die Grundpfeiler für den jetzigen Erfolg. 

Bereits der Klassenerhalt hat dieses Team eng zusammengeschweißt und auch die Fans emotionalisiert. Man hatte das letzte Spiel der Saison gewonnen und dann, zumindest auf Spieler- und Trainerseite selbiges Ziel auch für die, wie wir nun wissen, Meistersaison ausgegeben. Das es letztlich wirklich so gekommen ist, für die einen sicherlich Genugtuung, für andere eine nicht greifbare Utopie. Doch am Ende liegen sich in Dresden alle in den Armen und können sich glücklich schätzen, ClubgESChichte miterleben zu dürfen und mittendrin, statt nur dabei zu sein. 

Trotz grandioser Verstärkungen im Kader brauchte es etwas, bis alle warm wurden mit dem Traum. Auswärtsklatschen wie in Selb oder Rosenheim schürten zunächst eher Zweifel und Sorgen, doch die Sundblädder fanden als Team überraschend schnell zueinander und spielten sich an die Tabellenspitze, die man letztlich nur aufgrund einer Grippewelle im Team noch verspielte. Auch das half aber letztendlich der Dramaturgie der Playoffs. Viele waren ernüchtert, sahen keine große Chance, überhaupt ins Halbfinale einziehen zu können. Die Mannschaft zeigte allerdings direkt das Playoffhockey, welches sie später zum Meister machen sollte und das übertrug sich auf die Fans, die ein völlig neues Stimmungs-Level erreichten. Das tolle dabei, es hing, auch wenn Danny im Kasten einen einzigartigen Lauf hingelegt hat, nicht an Einzelkönnern. Alles war ein Teamerfolg. Rosenheim souverän in fünf Spielen in den Urlaub gESChickt, wartete dann der Krösus der Liga, die Kassel Huskies. Ab sofort hieß es für uns: Heimvorteil klauen, da wir als Vierter keine Chance mehr auf das Heimrecht in Spiel 1 haben sollten. Genau das tat unser Team. Mit defensivem Playoffhockey der Marke DD. In Spiel 1 und 3 ließ man kombiniert lediglich ein Tor zu, setzte damit Kassels Playoffslogan "One Goal" gnadenlos um und erkämpfte sich eine 1:2-Serienführung, die man auch nicht mehr hergeben sollte. Man hatte Kassel decodiert und wie schon im Viertelfinale, zuhause den Deckel sehr klar draufgemacht. 

Was nun folgte, kann man nur als episch bezeichnen und das lag natürlich auch an unserem Endgegner, den Ravensburg Towerstars. Die wohl beste DEL2-Playoffs-Finalserie aller Zeiten und das sagen wir nicht nur, weil wir beteiligt waren. Zwei Philosophien, zwei Spielstile, zwei unterschiedliche Gesamtaufträge, ein Ziel: die DEL2-MeistErSChaft 2025. Den besseren Start hatten die Oberschwaben mit ihrem Paradesturm um Robbie Czarnik, der wohl besten Offensivreihe der Liga. Das erste Drittel gehörte in sechs von sieben Spielen den Towerstars. Doch unsere Eislöwen bewiesen stets einen langen Atem und beeindruckende Comeback-Qualitäten. In Spiel 1 noch unbelohnt, schlugen unsere Jungs eindrucksvoll zurück. Gewannen zuhause zweimal deutlich und zeigten in Ravensburg in Spiel 3 ein Monster-Comeback im Schlussdrittel mit fünf unbeantworteten Toren. Drei Matchpucks waren erspielt und es ging für Spiel 5 erneut nach Oberschwaben. An diesem Tag fanden unsere Eislöwen aber das einzige Mal in diesen Playoffs nicht ihre gewohnte Balance zwischen Defensive und Offensive und kassierten eine herbe Niederlage. Dann halt zuhause, sagten wir uns alle. Doch am Sonntag war einfach zu viel Druck auf dem Kessel. Eine ganze Stadt erwartete einen meisterlichen Sonntag, was den Gegner motivierte und die Eislöwen etwas lähmte, obwohl zunächst vieles gut lief. Führung nach dem ersten Drittel, riesige Chancen aufs 3:1 im Mittelabschnitt, aber diese wurden nicht genutzt und so spielte Ravensburg den Spielverderber in Dresden. Finale, Spiel 7. Gab es noch nie. Geschichte wurde also bereits geschrieben. Es sollte allerdings noch etwas epischer werden. Erneut hatte Ravensburg den besseren Auftakt, konnte aber kein Kapital daraus schlagen und wurde dann im Mittelabschnitt von plötzlich dominanten Eislöwen kalt erwischt. 0:1 durch Bruno Riedl. Sicherlich sein wichtigstes Tor seiner noch jungen Karriere. Es war die gleiche Lähmung zu spüren, wie zwei Tage zuvor. Diesmal jedoch auf oberschwäbischer Seite. Die Mannen von Niklas Sundblad vergaben wie in Spiel 6 einige Großchancen, um das Ergebnis auszubauen und so wurde im regulären Schlussdrittel dieser irre Ritt noch auf die Spitze getrieben. Keine sechs Minuten mehr auf der Spieluhr und ein Soft Call gegen Simon. Überzahl für die Hausherren, unser Geschäftsführer zur Nervenberuhigung auf Wanderschaft in Ravensburg und dann hätte es das Anspiel außerhalb des Drittels geben müssen. Doch das Bully wurde innerhalb ausgeführt und Ravensburg schlug so noch einmal zurück. Wer außer Robbie Czarnik konnte es sein, der zum Ausgleich traf?! Danach rettete uns Danny in die Overtime. Spiel 7. Verlängerung. Na logisch. Alles andere wäre ja auch nicht spannend genug gewesen. Die OT sah dann erstaunlicherweise nur eine Mannschaft Eishockey spielen. Unsere Eislöwen. Man trat dominant und gierig auf. Zeigte, dass man das Ding nun entscheiden wollte. Die Folge. Ein Powerplay. Erst das zweite am Abend für unsere Farben. Dann die 67. Spielminute. Wir bauten hinten auf, Danny wurde im Torraum wüst umgefahren, kein Arm ging hoch. Unser Special Teams Unit spielte weiter, zielgerichtet. Passstafette, Schuss, Rebound. Wer ist da? Unsere Nummer 74, Tomáš Sýkora, der über die gesamten Playoffs so wenig Glück im Abschluss hatte, kam an die Scheibe und drückte den Puck über die Linie. Schluss. Aus. Ende. Sieg. 4. Sieg. Seriensieg. Meister. Aufsteiger. Tausend Gedanken und zeitgleich totale Leere im Kopf. Wir haben es. Da ist das Ding. Kein Fiebertraum, kein Märchen. Realität. Wir haben erneut das letzte Spiel der Saison gewonnen. Doch diesmal verlassen wir die Liga, was wir vor einem Jahr noch unbedingt vermeiden wollten. Halleluja. Jede(r) hat nach diesem Tor einen massiven Jubelschrei rausgelassen. Es ist unglaublich. Wir sind binnen eines Jahres vom Fast-Absteiger zum Aufsteiger mutiert. Regensburg gespiegelt.

Eine unruhige Nacht ging ins Land. Dann die erste kleine Party. Der Empfang der Helden, als der Bus nach einer wilden Rückreise inklusive Burger-Braten im goldenen M nach Dresden zurückkehrte. Der Meisterpokal war in Elbflorenz gelandet. Kurze Atempause, oder man nimmt einfach mal einen Podcast auf, so wie Danny und Arne. Doch das absolute Highlight sollte noch kommen. Ein kurzfristig angesetzter Fanmarsch, der sämtliche Erwartungen übertreffen sollte. Ein voller Neumarkt vor der Frauenkirche empfing die Meister zur großen Feierrunde durch die City. Tausende Fans und Neugierige ließen den DEL-Aufsteiger hochleben und marschierte dann stimmungsvoll mit dem Team an der Elbe entlang zur Eishalle, wo viele weitere Hundertschaften die Spiel-7-Götter und das tausendfache Gefolge in Empfang nahm. In der Eishalle klang die Sause dann mit zigfacher Meisterjubelei und der üblichen Trikotversteigerung so langsam aus. Irgendwann trat schließlich bei allen die Müdigkeit ein. Erschöpft aber glücklich fielen wir früher oder später in den Schlaf. 

Zur Ruhe kam wohl trotzdem niemand so richtig. Es ist und bleibt einfach unwirklich. Unsere Eislöwen sind Deutscher Meister und steigen in die DEL auf. Am 17. Mai ist Abgabetermin der Lizenzunterlagen. Das ging jetzt so schnell und doch waren es immerhin 19 Jahre Anlauf und wir kommen sicher nicht, um gleich wieder zu verschwinden. 

Wir hätten natürlich gerne auch mal in einem Punktspiel gegen die DEG gespielt und weiterhin Sachsenderbys zelebriert, doch für den Moment sagen wir mit allem Respekt "Tschüsseldorf und Crimmitciao for now ...". Man sieht sich. 

Für uns beginnt im August ein neues Abenteuer. Wir betreten eine ganz andere Welt. Die Vorfreude ist groß. Bis dahin genießen wir diesen historischen Erfolg so gut es geht. Irgendwann sickert die Gewissheit sicher ein. 

Wir sind Meister. Wir sind Aufsteiger. Wir sind erstklassig. 

Danke an alle, die das möglich gemacht haben und danke auch an all unsere Gegner auf dem Weg zu diesem Titel. Eure starke Gegenwehr macht den Erfolg noch viel wertvoller. Wir haben uns etwas hart erarbeiten müssen und das fühlt sich sehr gut, ja sowas von verdient an. 

Oder wie es Basti Gorčík sagen würde: "Danköööööööööööööö!"

P.S.: Ein Titel auch in Gedenken an Jiří Kochta, Wolfgang Kühne, HJG und viele weitere verdiente Gesichter des Dresdner Eishockeys, die diesen Moment leider nicht mehr miterleben durften.

Weiterfeiern! Der Alltag kriegt uns noch früh genug.

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