Wenn der Gegner der Aufsteiger, das Tabellenschlusslicht und auch noch verletzungsbedingt arg dezimiert ist, heißt es schnell: Pflichtsieg. Doch genau das sind die mental schwersten Spiele, denn Pflichtsiege gibt es in der DEL2 einfach nicht.
Unsere Jungs kamen mit voller Kapelle nach Selb, während die Gastgeber selbst nur 13 Feldspieler aufbieten konnten. Beim Comeback von Simon Karlsson und der gleichzeitigen Profi-Premiere von Jannis Kälble starteten die Brockmänner stark. Erspielten sich zunächst Chance um Chance, ließen aber etwas Genauigkeit vermissen und mussten aufpassen, nicht den Fokus zu verlieren. Als Selb dann die erste große Drangphase überstanden hatte, kamen die Hausherren auch selber mal zu ein paar halbwegs gefährlichen Angriffen. Doch disziplinierte Eislöwen blieben das spielbestimmende Team und nutzten dann das erste Powerplay auf kuriose Weise doch noch zur 0:1-Pausenführung. Johan Porsberger passte in die Mitte und dort köpfte der am Boden liegende und den Pass damit blocken wollende Selber Wolf namens Ross sehenswert ein. Für Johan damit bereits das zwölfte Spiel in Serie mit mindestens einem Scorerpunkt.
Zu Beginn des zweiten Drittels änderte sich das Gesamtbild nicht, doch die Eislöwen agierten insgesamt noch strukturierter und direkter Richtung Tor. In diesem Stil kam man dann auch zügig zum nächsten Treffer. Andres bediente Karlsson halbrechts und der zimmerte den Puck trocken in den Knick, als wäre er nie weg gewesen. Das 10. (!) Saisontor unseres Topverteidigers mit Torjägerqualitäten und damit das perfekte Comeback. Für Selb in gewisser Weise schon ein herber Nackenschlag mit der kurzen Bank und wenn man dann auch noch undiszipliniert agiert und wie Brad Ross, dem der sehenswerte Kopftreffer aus Drittel Eins wohl auch nicht geholfen hatte schlauer zu werden, dumme Aktionen gegen den Gegner startet, hilft man seinen Farben letztlich auch nicht weiter. Ergebnis: Doppelte Überzahl für die Eislöwen und nach 20 Sekunden besorgte der doppelte Karlsson bereits das 0:3, wodurch die Partie in klare Bahnen gelenkt war.
Im letzten Abschnitt ging es dann vor allem darum, cool zu bleiben, nicht leichtsinnig zu werden und das Spiel seriös über die Ziellinie zu bringen. Selb kam sofort zu einer Topchance, doch scheiterte und Knackstedt bediente direkt danach Timo Walther, der Slavetinsky davonlief und im Alleingang sehenswert zum 0:4 traf. Danach gab es weiterhin konsequentes Anlaufen der Eislöwen und viele Momente der Enttäuschung auf Selber Seite, die sich vorwiegend in Stockfouls äußerten. In der 50. Spielminute mussten dann auch wir mal unser Penalty-Killing auspacken. Das gelang jedoch souverän. Dann spät im Drittel eine strittige Szene. Wir nahmen die Scheibe in der neutralen Zone auf und unser Stürmer ging Eins gegen Eins Richtung Selber Drittel, allerdings Richtung Außenbahn, wurde dann klar gefoult und es gab Penalty für uns. Ja, der Verteidiger war letzter Mann, aber aufgrund der Laufrichtung schien doch zumindest unklar, ob es auch das Vereiteln einer klaren Torchance war. Es war weder ein Foul von hinten, noch innerhalb der letzten zwei Spielminuten, aber für den Penaltypfiff sprach letztlich wohl, dass unserem Angreifer die Kontrolle über den Puck und damit auch die Möglichkeit, frei aufs Tor zu laufen, genommen wurde. Sei es drum. Jussi Petersen, der nach diesem Wochenende zur Junioren-Nationalmannschaft nach Füssen und am Mittwoch dann zur WM nach Edmonton reisen wird, durfte ran. Er lief cool an, rasierte Weninger im Selber Gehäuse mit seinem Schuss die Achselhaare und erzielte damit sein zweites Saisontor. 0:5. Seit dem Derbyerfolg läuft es also in Sachen Penaltyschuss. Der Deckel war längst drauf. Folglich gab es in den letzten rund fünf Minuten noch genau einen Job: Schwendi seinen ersten Shutout nicht mehr zu versauen. Das gelang trotz einer weiteren Unterzahl dann auch.
Fazit: Souveräner Auftritt unserer Mannschaft bei zugegeben letztlich chancenlosen Selbern. Dazu erstmals zu null und ein Bisschen was für die Tordifferenz getan, wobei mit insgesamt 57 Schüssen und bestimmt 20+ guten Torchancen sogar noch mehr möglich gewesen wäre. Aber wir werden jetzt sicher nicht anfangen, nach einem 0:5-Auswärtserfolg nach Problemen zu suchen, zumal es nach langer Zeit mal ein Hockey-Abend ohne Herzattacken war und damit sicher auch genau das richtige Spiel für Jannis Kälble, um DEL2-Luft zu schnuppern. Der 19-jährige Stürmer hatte bei seinem Debüt auf Seniorenebene sogar zwei Tor-Möglichkeiten und bot eine insgesamt solide Leistung. Zudem hat sich Janick Schwendener nach der kürzlich gewonnenen Wahl zum Eislöwen- und gleich auch noch zum DEL2-Spieler des Monats den ersten Shutout mehr als verdient und so können wir und natürlich vor allem unser Team dann am Sonntag mit einem richtig guten Gefühl ins Spitzenspiel gegen Bad Nauheim gehen. 14 Siege nach 22 Spielen. 43 Punkte, Platz 3. Einfach Wahnsinn.
Zur besseren Einordnung: Letzte Saison standen wir nach 22 Spielen mit 19 Punkten auf dem aktuellen Tabellenplatz unseres heutigen Gegners.
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