Mit 6 Auswärtstoren bei einem Titelkandidaten in die Pause gegangen, mit 6 Auswärtstoren bei einem Titelkandidaten aus der Pause zurückgekehrt. Doch anders als in Kassel hat man in Landshut einfach mal die Schlummerrunde ausgelassen, ein richtig starkes Auswärtsspiel abgeliefert und sich mit satten 3 Punkten und +5 Toren belohnt.
Wir können uns nicht daran erinnern, dass wir mal so aus der D-Cup-Pause gekommen sind, haben aber natürlich nichts dagegen, wie unser Restart gelaufen ist.
Im ersten Drittel hatte man zunächst durchaus gesehen, weshalb Landshut von vielen Experten auf dem Favoriten-Zettel notiert wurde. Offensiv eine sehr begabte Mannschaft mit vielen technisch versierten Spielern, die allerdings nur bedingt verstehen, geschlossen zu verteidigen. Das erinnert etwas an unsere Offensivtruppe aus der Saison 19/20. Wir zu Beginn noch mit zu großen Abständen zu den Gegenspielern und zu ungenau im Passspiel, was vielleicht auch den Reihenumstellungen geschuldet war, fehlten doch mit Karlsson, Kruminsch und Knobloch gleich drei Stammspieler rüsselseuchenbedingt. Dafür durften Moritz Israel und Adam Kiedewicz ran und die wirkten alles andere als verschnupft. Vor allem Adam Kiedewicz hatte eine freie Nase und sein Hirn schien gut mit Sauerstoff versorgt zu sein, was er beim 0:1 dann auch praktisch nachgewiesen hat. Nach vielen Chancen auf beiden Seiten ging spät in Drittel Eins unsere Nummer 71 über links steil, hatte die Passoption in der Mitte, täuschte diesen Pass auch mehrfach an, um dann aber EVL-Goalie Pätzold trocken zu verladen und selbst cool abzuschließen. Viel schöner kann ein Premieren-Tor in der DEL2 und für die Eislöwen nicht aussehen.
Mit der knappen Führung ging es auch dank eines starken Janick Schwendener im Tor in den Mittelabschnitt, in dem wir zunächst wieder einen wichtigen Save von Schwendi und unser solides Unterzahlspiel benötigten, bevor unsere Powerplay-Einheit erstmals aktiv werden durfte. Zwar gelang kein Überzahltor, doch kurz darauf arbeitete Andres die Scheibe im dritten Nachschuss über die Linie. 0:2. In einem typischen Ulpi-Spiel mit unzähligen Fehlentscheidungen, die man so kennt und in Maßen auch liebt, durften wir dann nochmals Überzahl spielen und dieses Mal gab es auch den Powerplay-Treffer. Rundqvist fing den Befreiungsschlag der Gastgeber ab, bediente kurz entschlossen Knackstedt, der halblinks hart abzog und den Abpraller versenkte Porsberger schwungvoll im Kasten. Sein dritter Treffer in den letzten vier Spielen. Kurz vor der Pause hätte Vlad Filin sogar auf 0:4 stellen können, doch stattdessen traf Landshut aus dem Nichts zum 1:3. Ärgerlich zwar, jedoch auch stark gemacht vom Gold-Pfleger aus LA. Ex-Kurzeit-Eislöwe Dersch und Mike Schmitz tauschten dann noch Stollenrezepte aus, obwohl klar sein dürfte, wem es in Elbflorenz besser schmeckt.
In den Schlussabschnitt starteten die Hausherren mit voller Entschlossenheit oder sagen wir mal mit dem Mute der Verzweiflung und spielten Alles oder Nichts. Janick Schwendener entschied sich aber trotz Schweizer Neutralitätszwang für Nichts! Nach der Sichtung einer exklusiven Ulpi-Winterschwalbe, die angeblich von Tomas Andres imitiert wurde, obwohl dieser ein klares Foul kassierte, durften wir uns ein weiteres Mal im Penalty-Killing versuchen und was soll man sagen? Unserer ohnehin guten Quote hat auch das wieder nicht geschadet. Kurz nach Komplettierung hatte dann der Kapitän gute Sicht und eine Eingebung, passte tief vors gegnerische Tor und Andres hatte auf dem Weg dorthin wohl eine Erleuchtung, schoss nicht etwa aus einem Meter drauf, sondern flog wie eine Schwalbe ums Tor, zog damit Pätzold völlig aus der Position und bauerte sich hintenrum zum galanten Doppelpack. Das nächste Sahne-Tor des Abends. Unserem Coach reichte das noch nicht. Wie über weite Teile des Spiels war Brockmann lauter als die 1.700 EVL-Fans, pushte sein Team mit klaren Anweisungen und Kiedewicz hätte beinah sein zweites Tor folgen lassen, scheiterte dieses Mal aber trotz tollem Move am Landshuter Torhüter. Kurz darauf bediente aber der agile Rundqvist unseren U20-Nationalspieler Jussi Petersen, der sehenswert per Rückhand zum 1:5 einnetzte und damit ebenfalls seine Torpremiere feiern durfte. 1. Profi-Tor, 1. DEL2-Tor, 1. Eislöwen-Tor und plötzlich waren die Landshuter Erfolgsfans dann doch zu hören. Allerdings nur um ihr Team, welches sie das ganze Spiel zuvor nicht unterstützten, auch noch zu verhöhnen. Da hatte man wohl die berühmte Schnau*e voll, nachdem ihnen erst the Leif äh the Life und von uns dann sogar noch das Leben ausgehaucht wurde. Das Ganze gipfelte schließlich in Oberliga-Süd-Gesängen und einem süffisanten "So spielt man die Halle leer". Irgendwie fast schon wieder niedlich. Ulpi versuchte währenddessen, wie es so seine Art ist, noch einmal alles, um das Spiel möglichst ausgeglichen zu gestalten und gab den Hausherren die Möglichkeit, die komplette Schlussphase mit einer fünfminütigen Überzahl zu verbringen. Er hatte wohl die Unterzahl-Tabelle der DEL2 nicht gut genug studiert, gehört dieses Unterfangen doch zu unseren Lieblingsdisziplinen. Angefeuert von 11,5 Eislöwen-Sympathisanten, die noch 6 Polizisten durchfüttern mussten und den hörbaren ESC-Rufen killten wir Minute für Minute die Strafe. Also nahm der Debüt-Axel eine Auszeit und zog seinen Torhüter für einen 6. Feldspieler. Das freute letztlich aber nur Jordan Knackstedt, der das bereits im Derby geübt hatte und folgerichtig den Puck gemütlich aus der Drehung zum 1:6 rüberschob. Damit war dann der Kanter- und Premieren-Sieg in der schön modernisierten Landshuter Arena perfekt und Knacki hievte sich nebenbei mit dem Tor auf Platz 2 der Scorerwertung der Liga (22 Punkte). Dabei wollten wir doch gar keinen Topscorer stellen. Unsere Nummer 9 steht also kurz davor, dass er den Herrn Roos erbost.
Fazit: In diesem Auswärtsspiel hat über 60 Minuten fast alles gepasst. Torwartspiel, Defensive, Offensive, Special Teams, Effizienz und Struktur. Einzig die Disziplin hatte noch Pausen, allerdings war das teilweise auch ulpisch. Man hätte nach dem bitteren 7:6 in Kassel nicht besser reagieren können. Klar half auch Landshut mit, die sehr mit sich beschäftigt schienen, doch deshalb muss man sich ja nicht kleiner machen als man ist. Auswärts so souverän aufzutreten, ist nicht selbstverständlich und mal ein Spiel ohne Herzkasper erlebt zu haben, ist auch nicht unangenehm.
Platz Vier verteidigt, den Abstand auf die Verfolger sogar ausgebaut und obendrein gleich noch an der Tordifferenz geschraubt (+9). Sauber Männer. Die sichtbare Knotenlösung bei Andres und Rundqvist stimmt uns ebenfalls optimistisch. Bis auf Mo Israel, der heute aber auch fast getroffen hätte, als er schön nach dem Bully direkt vors Tor zog, sowie Bruno Riedl, der noch im Aufbautraining befindlich ist, haben bereits alle Feldspieler einen Scorerpunkt auf ihrer Habenseite. 10, also fast ein Fünftel unserer Treffer dürfen dem U23-Sektor zugeordnet werden. Weiter so. Ihr macht uns gerade viel Freude in einer ansonsten eher bescheidenen Zeit. Danke.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen