Wenn man das Mindestziel der sportlichen Leitung heranzieht, haben unsere Umbruch-Boys zum Start in die DEL2-Hauptrunde ihr Soll erfüllt. Eine positive Bilanz und beständig in den Top 10 zu sein, war das Ziel und genau das hat man mit 7 Siegen erreicht.
Es wäre sogar noch mehr möglich gewesen, wenn man gerade auch die letzte Partie in Kassel betrachtet, doch auch deutlich weniger, wenn bedenkt, dass man nach 7 Spielen bei nur 2 Siegen stand.
Insgesamt gesehen lieferte das neue Team bislang viel Grund zur Freude. Man schoss mehr Tore als in den meisten Jahren zuvor, kassierte zudem weniger. Wenn man das Kassel-Spiel ausklammert, sogar deutlich weniger. Man hat eine verlässliche Nummer 1 im Tor, auch wenn Schwendeners nackte Statistik nicht berühmt ist, da er deutlich weniger Schüsse aufs Tor bekommt, als seine Vorgänger, doch dafür vereitelt er deutlich mehr Großchancen und auch Back-up Kristian Hufsky hat in seinen Einsätzen insgesamt solide Leistungen gezeigt, obwohl er in Kassel Opfer des Schlafstarts im 2. Drittel war.
Das Manko im Spiel ist trotz der guten Torquote die Chancenverwertung und das man defensiv trotz der geringeren Anzahl an zugelassenen Schüssen verhältnismäßig oft überwunden wird. Grund dafür sind individuelle Aussetzer, aber auch kollektive Schlafphasen wie in Kassel, Frankfurt oder zuhause gegen Kaufbeuren. All das ist sicher Teil des Prozesses und so schadet vielleicht die Länderspielpause eher, als das sie nützen wird. In der Vergangenheit kamen wir oft nach dem Restart nicht gut in die Gänge und es bleibt zu hoffen, dass sich dieses Szenario nicht wiederholt. Von Vorteil ist aber, dass man, anders als in der jüngeren Vergangenheit, bereits viele Punkte gesammelt hat und damit auf ein gewisses Polster zurückgreifen kann.
Natürlich reicht der Start nicht ganz an den besten Eislöwen-Start aller Zeiten in der 2. Liga heran, doch der war bekanntlich auch außergewöhnlich. Immerhin liegt dieser 16 Jahre zurück und war somit nichts anderes als unsere Premierensaison in Liga 2. Kaum ein Aufsteiger legte je so eine Vorstellung hin wie Schertz, Sikora, Schmidt, Sochan, Mastic und Kollegen. 10 Siege gelangen damals in den ersten 13 Partien. Das Team grüßte nach 13 Spieltagen vom Sonnenplatz der Tabelle und insgesamt schaffte man es sogar unglaubliche 23 Mal, einen Spieltag als Tabellenführer abzuschließen. Erst in den letzten zehn Hauptrundenspielen kam dann der Mann mit dem Hammer und das Team rutschte aufgrund einer Niederlagenflut noch auf Platz 7 ab.
So ein Einbruch wie damals ist aktuell wohl aber eher nicht zu erwarten, sind wir doch das jüngste und zudem eines der fittesten Teams der DEL2. Größer, robuster und doch auch flinker als viele Gegner. Sonst schafft man es wohl kaum, in Kassel wie ein Heimteam aufzuspielen und gegen einen solchen Gegner über 40 Schüsse zu kreieren. Es fehlt allerdings noch an Cleverness, Souveränität und Konstanz. Arbeitet die junge Mannschaft aber weiterhin gewissenhaft daran und verbessern vor allem auch die erfahrenen Kaderspieler ihre Form, beziehungsweise rufen selbige konstanter ab, wird man sich auch im zweiten Viertel der Hauptrunde in den Top 10, vielleicht sogar in den Top 6 halten können.
Wir gehören zur Top 3, wenn es um eigene Schüsse geht und sind sogar Spitzenreiter, wenn es darum geht, so wenig wie möglich Schüsse des Gegners zuzulassen. Die Baustellen dabei sind die eigene Torschussquote und parallel dazu die zu hohe Qualität der zugelassenen Chancen der Gegner. Findet man in beiden Bereichen eine ausgewogene Balance, wird sich das auch in Punkten, vor allem aber auch in der Tordifferenz ausdrücken, die in Anbetracht der Schussstatistik einfach zu ausgeglichen erscheint. +4 ist besser als -10 aber eine Tordifferenz im zweistelligen positiven Bereich sollte durchaus möglich sein, wenn man in 10 von 13 Partien gepunktet hat. 2005 punktete man in 11 von 13 Partien. So gesehen war man schon nah dran an dieser unerreichten Startphase als damals jungfräulicher Zweitligist.
Das Kollektiv soll der Star sein und das ist bislang auch durchaus der Fall. Dennoch ragen ein paar Spieler heraus. So lässt es sich Kapitän Jordan Knackstedt einfach nicht nehmen, viel zu scoren, allerdings anders als in der Vergangenheit auch weiterhin defensiv stabiler mitzuarbeiten. Ein echter Kapitän eben. Mit 19 Scorerpunkten steht er unter den Top 4 der Liga und Abwehrkollege Simon Karlsson ist derzeit sogar der punktbeste Offensivverteidiger der Liga (15 Scorerpunkte), sollte aber dafür defensiv noch etwas zulegen und die Konzentration erhöhen, unterlaufen ihm doch mitunter fahrlässige Patzer wie Ausrutscher und Stolperer, die dem Gegner gute Chancen ermöglichen. Zudem ist Timo Walther mit einer starken Bilanz von +11 in den Top 6 der Liga zu finden, was zumindest aussagt, dass er und seine Reihe eine sehr positive Offensiv-/Defensiv-Bilanz aufweisen.
Wenn man auf die Special Teams schaut, gibt es statistisch auch wenig zu beanstanden. Man stellt das zweitbeste Unterzahlspiel und gehört auch in Überzahl zu den Top 5. Das Powerplay wirkt oft noch zu statisch, doch womöglich müssen sich die Protagonisten auch erst besser kennenlernen, um miteinander einen Flow zu entwickeln. Zuletzt klappte das bereits besser und mit David Suvanto tat sich ein Verteidiger hervor, wenn es um Überzahltore und die richtige Position vor dem Gehäuse ging. Suvanto gehört mit seinen 3 Toren aktuell nämlich zur Top 3 der Powerplay-Schützen in der DEL2.
Wenn es um die Disziplin beziehungsweise die Menge der Strafminuten geht, kann man nicht wirklich meckern, wenngleich man hin und wieder noch dumme Strafen in kritischen Situationen kassiert. Da gilt es zukünftig cleverer zu werden und von Jordan Knackstedt zu lernen, auch wenn er es in Kassel in den Schlussminuten dann auch übertrieben hat. Doch insgesamt tritt Knacki als gescheiter Provokateur auf, geht dem Gegner unter die Haut und setzt gezielte Nadelstiche, entnervt die Kerle mit kurzer Zündschnur ohne selbst in Fights verwickelt zu sein und kommt so als penetrante Unschuld vom Lande daher, was die fast niedlich anmutenden 10 Strafminuten in seiner Bilanz verdeutlichen. Für die anderen Jungs ist die feine Dosierung der disziplinarischen Mittel dagegen noch ein Lernprozess. Teils weil sie erst in ihre Rolle hineinwachsen, teils weil sie ihr Temperament erst besser zu kontrollieren lernen müssen.
Was sich bessern muss, ist die Bullyquote. Bislang gewinnen wir etwas weniger als die Hälfte aller Anspiele und sind zu abhängig von den Fähigkeiten eines Arturs Kruminsch, der mit über 61% gewonnener Bullys zu den besten Bullyspielern der Liga gehört. Danach weist allerdings nur noch Tomas Andres eine positive Quote auf, wenn man die Mindestmenge der Anspiele mit berücksichtigt. Allerdings ist ja oftmals wichtiger, die richtigen Anspiele und nicht die meisten Anspiele zu gewinnen, was doch häufiger gelingt als in den Jahren zuvor. Exemplarisch kann dafür das Derby gegen Weißwasser herhalten. Die Feinstaubler gewannen zwar 61% der Bullys, hatten aber wenig, um nicht zu sagen gar nichts davon. Dennoch würde es nicht schaden, konstant mehr als 50% der Anspiele für sich zu entscheiden und die Scheibe zu gewinnen.
Was gerne so bleiben darf, ist die Heimstärke. 18 von 21 möglichen Punkten hat man zuhause bislang geholt. Damit ist man das punktstärkste und torgefährlichste Heimteam der Liga. Einzig die Titelfavoriten aus Frankfurt und Ravensburg können da halbwegs mithalten.
Auswärts geht dafür wenig überraschend noch viel viel mehr.
Spiele: 13
Siege: 7 (4.)
Punkte: 23 (4.)
Punkte/Spiel: 1,77 (4.)
Tore: 45 (6.)
Gegentore: 41 (8.)
Tordifferenz: +4 (6.)
Überzahl: 10/44 = 22,7% (5.)
Überzahlgegentore: 2 (4.)
Unterzahl: 41/47 = 87,2% (2.)
Unterzahltore: 4 (3.)
Schüsse: 459 (3.)
Schüsse/Spiel: 35,3 (3.)
Schüsse/Tor: 10,2 (8.)
gegn. Schüsse: 363 (1.)
gegn. Schüsse/Spiel: 27,9 (1.)
gegn. Schüsse/Tor: 8,9 (11.)
Strafminuten: 119 (8.)
Strafminuten/Spiel: 9,15 (8.)
Zuschauer: 11.241 (5.)
Zuschauer/Spiel: 1.606 (9.)
Bester Scorer: Knackstedt 19 Pkt. (4.)
Bester Verteidiger: Karlsson 15 Pkt. (1.)
Bestes Plus/Minus: Walther +11 (6.)
Beste Fangquote: Hufsky 90,0% (15.)
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