Mittwoch, 29. September 2021

Um- und Aufbruchstimmung...

Neue Eislöwen auf einem ordentlichen Weg!

Auch wenn es im Jahr 2021 immer noch keine vollständige und verlässliche DEL2-Statistik gibt, haben wir alles Mögliche an Daten zusammengetragen, um euch ein Bild zu zeichnen und kombiniert mit unseren eigenen Eindrücken eine Zusammenfassung der Vorbereitung wiederzugeben sowie einen kleinen und vorsichtigen Ausblick auf die Hauptrunde zu wagen.

Spielidee:
Was sofort ins Auge fällt, ist das hohe Tempo im Spiel, zumindest wenn man sich an den Plan hält. Wie Brockmann immer so schön sagt, beginnt seine Defensive in der Offensive und genau das sieht man, wenn man das aggressive Forechecking und Anlaufen des Gegners betrachtet. Keine abwartende, passive Haltung. Das Team geht voll drauf, will Scheibenverluste erzwingen, wo sie am schmerzhaftesten sind und mit dem druckvollen Tempo die Chance minimieren, dass sich dem Gegner Möglichkeiten bieten. Natürlich schwingt bei dem System ein gewisses Risiko mit, aber diesen Faktor gibt es immer, zumal es auch noch einen Gegner gibt, der ebenfalls einen Plan verfolgt. Wenn sich die Mannschaft 100% an den Plan hält, diktiert sie aber oftmals das Geschehen. Alles steht und fällt mit der Bereitschaft zu laufen und der nötigen Fitness, dieses Pensum konstant abspulen zu können. Gelingt es, geraten die Gegner entweder in die Mühle und werden dauerhaft in die eigene Zone gedrängt, wo sich unser Team dank der guten Beine und Hände einnisten kann oder werden immer wieder nach Scheibenverlusten überlaufen. Es wird also viel, wenn nicht sogar alles von der Fitness, sowie deren langfristiger Konservierung abhängen. Das Team muss zudem erst eine gewisse Routine entwickeln, um ganz automatisch notwendige Abläufe einzuhalten. Bis dahin wird es immer wieder zu Fehlern und damit womöglich auch zu total einfachen Gegentoren kommen, doch die Basis ist, vor allem auch weil das Team vollumfänglich mitzieht, gelegt und auf ihr lässt sich aufbauen.

Vorbereitungs-Note: 3+

Torhüter:
Janick Schwendener ist die klare Nummer 1 und liefert derzeit auch keine Gründe, diesen Status anzuzweifeln. Natürlich hakt es auch bei ihm noch an mancher Stelle, doch die Form stimmt. Schwendi bietet die nötige Mischung aus Anspannung und Freude, brennt dafür, auf dem Eis zu stehen und bringt dank seiner Bestrebung, möglichst viele Scheiben festzumachen und Rebounds zu minimieren, die idealen Voraussetzungen mit, um der Defensive zusätzliche Stabilität zu verleihen. Ruft er diese Qualität konstant ab, wird es dem jungen Team Sicherheit und Vertrauen geben. Kristian Hufsky ist derzeit der Backup und hat in seinen Einsätzen bewiesen, viel Talent zu besitzen, muss aber noch zeigen, dass der Kopf auf Dauer mitspielen wird. Bei Nick Jordan Vieregge ist es ein ähnliches Unterfangen. Man könnte nüchtern betrachtet sagen, er wäre degradiert worden, doch er ist erst 18 und bekommt derzeit viel Spielpraxis in Erfurt und der Nachwuchsliga, kann ohne Druck reifen, Selbstvertrauen holen und sich neu für den DEL2-Kader anbieten. In gewisser Weise ist es einfach für alle ein Charaktertest, der jeden der Goalies weiterbringen kann.

Vorbereitungs-Note: 2-

Defensive:
Wir können uns kaum noch erinnern, dass ein Eislöwen-Team mal über einen Zeitraum mehrerer Spiele einen Gegentorschnitt unterhalb der 3er Marke aufweisen konnte. Diese neu formierte Abwehr bewerkstelligt dies bereits jetzt (2,4). Alles fängt vorne an und wenn alle mitziehen, lässt man einfach deutlich weniger Chancen des Gegners zu, schon allein weil selbiger kaum dazu kommt, für Entlastung und eigene strukturierte Angriffe zu sorgen. Wenn man aber nachlässt, ist man sehr anfällig für Konter, für Überzahlsituationen und benötigt einen schnellen Backcheck. Es hilft, durchweg schnelle Spieler zu haben, die allesamt die läuferische Qualität aufweisen, um derartige Probleme zu lösen. Allerdings muss man akzeptieren, dass die Entwicklung nicht immer eine ansteigende Erfolgskurve sein wird. Mit Rückschlägen ist zu rechnen, zumal es noch viel Verbesserungspotenzial gibt. Sei es das Aufbauspiel aus der eigenen Zone heraus, das Passspiel oder die richtige Balance zwischen Aggressivität und Cleverness im Zweikampf. Der frische Wind im Defensivverbund ist insgesamt positiv zu bewerten. Herausragend in der Vorbereitung, dass sich niemand wichtiger nimmt als der andere. Die Abwehr-Pärchen sind allesamt solide, wenngleich sich natürlich das Duo um Nicklas Mannes und Simon Karlsson aufgrund der Harmonie etwas mehr in den Vordergrund gespielt hat. Mannes spielt sehr erwachsen und Karlsson ist der elegante Ruhepol, der von hinten heraus das Spiel ankurbelt. Aber auch Max Kolb und David Suvanto, der glücklicherweise pünktlich zum Saisonstart wieder fit ist, bieten der Defensive Halt und DEL2-Neulinge oder -Frischlinge wie Leon Fern und Mike Schmitz liefern verlässliche Auftritte. Es fallen einfach weniger Limitierungen ins Auge als in den Jahren zuvor, dafür umso mehr Entwicklungsmöglichkeiten.

Vorbereitungs-Note: 3+

Offensive:
Während sich die sogenannten Topscorer oder Angriffsführer noch in Zurückhaltung übten, wussten einige junge Talente, allen voran Matej Mrazek und Jussi Petersen, bereits Duftmarken zu setzen. Auf Dauer wird es auch wichtig sein, dass die Talente derartige Entwicklungen zeigen, denn eine gute Reihe wird es in diesem System nicht richten. Die gesamte Vorbereitung hat gezeigt, dass es keine klassischen Reihenkategorien mehr geben wird. Es gibt gewisse Stammgruppen, doch ob erste oder dritte, zweite oder vierte Formation, alle Sturmreihen sorgen für Torgefahr und verteidigen. Alles fein? Nein. Es gibt natürlich noch Schwachstellen im Zusammenspiel. Sei es im Backcheck, sei es im Forecheck, sei es im Passspiel und was die Ruhe an der Scheibe angeht. Zudem mangelt es an der Konsequenz und Genauigkeit im Abschluss. Es ist positiv, dass alle fünf Spieler einer Reihe offensiv und defensiv denken und das man viele Scheiben aufs Tor bringt, doch die Balance und richtige Auswahl des jeweils benötigten Werkzeugs lässt noch zu wünschen übrig. Man ist wenig effizient und nutzt zu wenige Großchancen. Gut ist aber, dass man sich eine Fülle selbiger herausspielt. Dabei spielt es keine Rolle, ob Drews, Mrazek und Knobloch wirbeln oder Knacki mit Timo und Tomas als produktives "AKW" auftritt. Wenn man noch mehr Gradlinigkeit in das Spiel bekommt und mit mehr Geilheit auf Tore agiert, wird man offensiv schwer auszurechnen und/oder zu stoppen sein. Dafür müssen aber Scorer wie Jordan Knackstedt, Vlad Filin oder David Rundqvist noch eine Schippe drauflegen und die jungen Spieler ihre Form dauerhaft halten.

Vorbereitungs-Note: 3

Bullyspiel:
Anspiele zu gewinnen und Puckkontrolle zu generieren ist immer hilfreich im Spiel. Hier gibt es jedoch noch viel Nachholbedarf oder brachliegende Potenziale. Das Team gewinnt bislang im Durchschnitt weniger Anspiele als der Gegner, liegt in der Regel bei 45 bis 48% Erfolgsquote. Da geht deutlich mehr. Der Beste, Jordan Knackstedt, nimmt kaum noch Anspiele, andere, wie Andres oder Rundqvist, können sich bislang noch nicht konstant genug behaupten. Am Stabilsten präsentiert sich da noch Arturs Kruminsch. Man hat aber andere Optionen in der Hinterhand, auch Filin oder Drews könnten Bullys übernehmen und alle Akteure noch zulegen. Dies wird auch nötig sein, sonst werden vor allem die Special Teams darunter leiden.

Vorbereitungs-Note: 4

Special Teams:
Womit wir auch bei einem der wichtigsten Themen im Eishockey wären. Über- und Unterzahl ist essentiell im modernen Eishockey. Bislang jedoch ist vor allem das Powerplay noch kein gewinnbringender Faktor, auch wenn die nackte Quote ganz manierlich daherkommt. Man lebt vorrangig von der individuellen Klasse einzelner Powerplay-Experten, aber kaum von einem strukturierten Zusammenspiel. Es fehlt an Beweglichkeit und Zielstrebigkeit. Man agiert zu statisch, teilweise zu überhastet, insgesamt zu wenig zielorientiert. Natürlich fehlte mit Johan Porsberger auch ein wichtiger Akteur für längere Zeit, doch das darf keine Ausrede sein. Das Überzahlspiel muss deutlich besser werden. Gleiches kann man über das Unterzahlspiel nicht sagen, obwohl der Wert der Quote weitaus weniger verspricht als man bereits bekommt. Klammert man das letzte Spiel gegen Bayreuth aus, hat man einen Wert erreichen können, den man seit Jahren an der Elbe vermisst hat. Über 84% gegentorlose Unterzahlspiele. Das hat unter anderem damit zu tun, dass man Experten wie Yannick Drews hinzugewonnen hat, die einfach ein Gespür dafür haben, wann sie die Box schließen oder den Angreifer attackieren müssen. Man verfügt aber einfach auch in der Breite über mehr läuferische Qualität und achtet besser auf die Position des eigenen Körpers, Schlittschuhs und Schlägers. Obendrein verfügt man in der Defensive durchweg über viel mehr Reichweite und lässt dank der Goalies weniger gefährliche Rebounds zu. Insgesamt stellt man aktuell durchschnittliche Special Teams, hat aber das Potenzial überdurchschnittlich zu sein, was man defensiv bereits bewiesen hat und dauerhaft auch vorn wie hinten erreichen muss, wenn man sich einen Playoffplatz ergattern möchte.

Vorbereitungs-Note: 3-

Disziplin:
9,1 Strafminuten pro Spiel sind nicht dramatisch, aber ein Tick weniger sollte möglich sein, vor allem da man sich zu oft zu emotionalen Fouls hinreißen lässt. Impulsive Spieler wie Tomas Andres oder Vlad Filin müssen einfach intensiver von der Wusa-Suppe naschen, um gechillter mit Provokationen umgehen zu können. Die Gegner wissen, wie sie uns provozieren können und gerade die spielerisch oder läuferisch limitierten Teams werden versuchen, Spiele so zu beeinflussen. Positiv ist, dass man deutlich mehr Spieler in den eigenen Reihen weiß, die sich für den anderen einsetzen. Knackstedt muss nicht mehr den Alleinunterhalter als Sheriff und Mülleimer spielen, doch man muss wie in so vielen Bereichen noch die richtige Balance finden.

Vorbereitungs-Note: 3 

Die Statistik zu Vorbereitung

Spiele: 7
Siege: 4
Tore: 23 (3,3/Sp.)
Gegentore: 17 (2,4/Sp.)
Strafminuten: 64 (9,1/Sp.)
Überzahl: 6/30 (20%)
Unterzahl: 18/24 (75%)

Topscorer: Knackstedt, Walther (je 6 Punkte), Mrazek, Karlsson, Schmitz (je 5 Punkte), Kuhnekath, Porsberger (je 4 Punkte)
Torjäger: Mrazek (4 Tore), Knackstedt (3 Tore), Walther, Andres, Rundqvist, Porsberger, Petersen (je 2 Tore)
Vorlagengeber: Walther, Karlsson, Schmitz (je 4 Assists), Knackstedt, Kuhnekath, Drews (je 3 Assists), Porsberger, Knobloch, Filin, Kolb (je 2 Assists)
Fangquote: Hufsky (92,86%), Schwendener (91,4%*) 
*Da uns die Schussstatistik aus dem Feinstaubviertel fehlt und wir nur grob mitgezählt hatten, könnte die Quote in Wirklichkeit noch besser sein.  
Gegentorquote: Hufsky (1,47 GGT/Spiel), Schwendener (2,72 GGT/Sp.)
Ausfall-Liste: Flade (Bänderverletzung), Riedl (Mittelhandbruch)

Da Lucas Flade als Fördervertragsspieler erst einmal ausfallen wird, dürften wir laut Statuten nur 18 statt 19 Feldspieler einsetzen. Somit werden wir wohl mit 6 Verteidigern und 12 Stürmern in die Saison starten.

Wir vermuten, dass Nick Jordan Vieregge und Adam Kiedewicz zunächst per Förderlizenz für Erfurt auflaufen werden und Moritz Israel im Normalfall als überzähliger Stürmer auf der Tribüne sitzen wird. Da David Suvanto wieder im Training ist, dürfte sich wohl zunächst zwischen Arne Uplegger und Leon Fern entscheiden, wer die 6. Defensivposition einnehmen wird, es sei denn Suvanto ist noch nicht fit genug und man möchte kein unnötiges Risiko mit möglichen Langzeitfolgen eingehen.

So würde unsere Formation aussehen:

Schwendener (Hufsky) - Mannes, Karlsson - Kolb, Suvanto - Uplegger, Schmitz - Filin, Rundqvist, Porsberger - Drews, Knobloch, Mrazek - Walther, Andres, Knackstedt - Kuhnekath, Kruminsch, Petersen

Alles in allem gehen wir nach einer soliden und bewertet man nach Schulnoten, befriedigenden Pre-Season mit einem guten Gefühl und dem leichten Optimismus in die neue Saison, endlich mal wieder einen positiven Saisonstart erleben zu dürfen und uns gegen Teams wie Freiburg, Weißwasser, Crimmitschau, Bayreuth, Selb, Kaufbeuren, Bad Nauheim und Bad Tölz dauerhaft behaupten sowie Teams wie Heilbronn, Ravensburg, Landshut, Frankfurt und Kassel ärgern zu können. 

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