Sonntag, 7. Juli 2019

Lettische Wundertüte und bestätigtes DEL-Trio...

Eislöwen liefern richtig Futter auf dem Grillfest!

Die Eislöwen stopfen beim alljährlichen Grillfest nicht nur hungrige Mäuler, sondern auch die meisten Lücken im Kader. Doch nicht nur das, es wurden auch wirtschaftlich einige News rausgehauen. So verkündete Westminster-Boss Marian Ziburske in seiner gewohnt zurückhaltenden Art gleich selbst, dass der Vertrag mit Hauptsponsor Westminster um zwei Jahre verlängert und das Budget deutlich aufgestockt wurde. Zudem wird Ziburske auch als Gesellschafter am Standort bleiben und höhere Anteile an der Gesellschaft übernehmen. Solange diese bei maximal 49 % liegen, sind wir weitestgehend beruhigt, denn alles andere wäre nicht im Sinne der Eislöwen. Starker Partner? Ja! Alleinherrscher? Nein! Auch das Gerede um die DEL mag manchen Fan scharfmachen, doch wir waren und sind bislang kein Big Player der DEL2, haben sportlich noch nie das Finale gespielt und sollten daher nicht großspurig vom DEL-Aufstieg in 2 Jahren reden, wenngleich dies wohl nun finanziell (potenzielle Geldgeber wären da) keine zu große Hürde mehr darstellen mag. Das neben Westminster auch zwei langjährige Sponsoren wie USD und FIRA ihr Engagement erweitern und den Sponsoringbeitrag auf Premium erhöhen, ist zu begrüßen und erklärt als weiteres Detail dann auch direkt die qualitativen Anpassungen im Kadermanagement.

Mit Christian Kretschmann, Kevin Lavallée und Alexander Dotzler wurde das bereits lange gerüchtete DEL-Trio bestätigt und gleich noch eine lettische Wundertüte aus dem Ärmel geschüttelt. Damit steht der Kader zum Großteil fest. Ein dritter Goalie wird sicher noch besetzt (Seifert mit Föli für Erfurt) denkbar. Zudem könnte aus dem Nachwuchs auch noch ein neunter Verteidiger (Talent Lucas Flade dürfte in jedem Fall mit trainieren) und dreizehnter Stürmer (vielleicht Joe Kiss) hinzukommen.

Schauen wir nun aber im Detail auf unser Quartett an Neuzugängen. Es ging nicht nur um die Wurst, Dresden holt gleich den ganzen Grill. Gerade defensiv hat man mit Dotzler und Lavallée richtig aufgestockt. Beides absolute Vollprofis, superfit, stabile Charaktere mit viel Erfahrung und zudem trotz ihres fortgeschrittenen Profialters immer noch leistungsstarke Stützen. Bei den Stürmern erhält man "Stars" unterhalb des Radars. Der eine in der DEL eher in der defensiven Rolle besetzt, der andere bislang zumeist in zumindest quantitativ eher schwächer besetzten Ligen unterwegs.

Alexander Dotzler:
Der 34-jährige Bayer kann zwei Wege spielen, ist aber vorrangig in der Verteidigung eingeplant. Er ist quasi der umgekehrte Steven Rupprich. Dotzler ist einer dieser typischen harten Arbeiter, der vor allem das körperbetonte Spiel pflegt und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt. Nach 11 Jahren in der DEL mit 497 Einsätzen, in denen er immerhin auch 70 Scorerpunkte erzielte, soll Dotzler nun die zuletzt eher wackelige Defensive der Eislöwen stabilisieren. Dotzler ist ein klassischer Defensivspezialist, der aber auf DEL2-Niveau auch den ein oder anderen Punkt mehr in der Offensive landen wird, was er schon als Jungprofi bei den Bietigheim Steelers bewiesen hat. Vordergründig braucht unsere Abwehr aber mehr Halt und genau den kann der erfahrene Routinier bieten.

Kevin Lavallée:
Der 37-jährige Deutsch-Kanadier löst Georgijs Pujacs als Alterspräsident ab. Doch anders als Pujacs besitzt er einen deutschen Pass und deutlich mehr Speed in den Beinen. Auch mit 37 Lenzen ist der "Alpha-Kevin" einer der besseren Schlittschuhläufer der DEL gewesen, gerade wenn man seine Größe einbezieht. Er besticht aber keineswegs nur läuferisch, sondern bringt neben seiner Aggressivität und körperlichen Präsenz auch eine spielerische Note ein. Manchmal hat er den Hang zum Komplizierten, ist aber ein überwiegend starker Defender mit offensiver Power, wenn er die Dinge einfach hält. Nicht nur der Blick auf seine Vita zeigt, dass der in Montreal geborene Abwehr-Hüne durchaus Scoringqualitäten aufweist. Nach 12 Jahren in der DEL, wo er zwischenzeitlich sogar für den DEB an zwei Weltmeisterschaften teilnahm, soll Lavallée nun die Dresdner Defensive anführen. In 513 DEL-Partien brachte es der Hockey-Veteran auf 96 Scorerpunkte. 2011 führte er als bester Offensivverteidiger die Deutsche Nationalmannschaft bis ins Viertelfinale der WM, steuerte 4 Punkte in 7 Spielen bei und spielte immer in den wichtigsten Momenten sein bestes Hockey. Lavallée ist sicher keine Verpflichtung für die langfristige Zukunft, aber einer, der in der Gegenwart zu den besten Verteidigern der DEL2 zählen wird. 30 Punkte + X und eine stabilere Defensive mit einem Mann, der schon allein aufgrund seiner Statur Eindruck macht, wird uns gut zu Gesicht stehen und das Team auch charakterlich enorm stärken.

Christian Kretschmann:
Er ist wohl das perfekte Beispiel dafür, dass unser Sportlicher Leiter wohl doch nicht nur nach Statistik einkauft. Der 26-jährige Mittelstürmer kann ebenfalls schon auf viel DEL-Erfahrung (8 Jahre) verweisen, spielte dort aber zumeist eine eher defensive Rolle. So muten 52 Scorerpunkte in 335 DEL-Spielen jetzt nicht sonderlich toll an. Doch Kretschmann ist technisch und läuferisch sehr gut ausgebildet und bringt alles mit, um in der DEL2 eine Reihe anzuführen. Zudem hat ihn die defensive Rolle zu einem starken Penaltykiller und Bullyspieler gemacht, der trotz des offensiven Grundgedanken nie die Defensive aus dem Blick verliert. Kretschmann ist sicherlich bei den Preibischs, Hauners, Mieszkowskis oder Koziols der Liga anzusiedeln, die ebenfalls den Schritt zurück machten, um zu DEL2-Topspielern zu mutieren. Wir wollen nicht zu viel Vorschusslorbeeren verteilen, aber es ist möglich, dass Kretschmann binnen einer Saison so viel punktet, wie vorab in 8 Jahren DEL und auch für ihn gilt, dass er charakterlich nie negativ auffällig wurde.

Elvijs Biezais:
Ja. Elvis lebt, wenn auch in lettischer Gestalt und Aussprache. Apropos Aussprache: "Elwiss Biehseiß" dürfte hinkommen. Nach den Oldies um Pujacs und Sirokovs zaubert Barth also einen deutlich jüngeren Letten hervor, sicher auch auf Empfehlung der beiden Kult-Letten. Wir sind ehrlich, den hatten wir nicht auf dem Zettel. Bei uns stand da Arturs Mickevics, doch der wird nun den Platz von Biezais in Gap einnehmen, wo er zuletzt die französische Liga dominierte. Der 28-jährige Flügelstürmer ist ein geborener Torjäger, gierig auf Abschlüsse und immer auf den direkten Weg zum Tor bedacht. Sein Schuss wird gesponsert von "Fackelmann", doch er ist auch in der Lage defensiv einiges in die Waagschale zu werfen. Schon bei seinem Debüt in der KHL brillierte er als guter Forechecker, setzte immer wieder harte Hits und Nadelstiche, kann dem Gegner also auch unter die Haut gehen. Somit passt er gut zu den anderen Neuzugängen an der Elbe. Es bleibt natürlich immer abzuwarten, ob ein in erster Linie den Experten bekannter Name schnell in dieser Liga Fuß fassen kann, doch man darf sich vom Lebenslauf des Letten nicht täuschen lassen. In der französischen Liga zu den Topscorern zu zählen ist kein Selbstläufer, zudem hat er mit 22 Jahren bereits an der Seite von DEL2-Toptorjäger Sami Blomquist in der zweiten finnischen Liga nachgewiesen, welches Offensivtalent er besitzt. Einfach gesagt, wer Tadas mochte, wird Elvijs sehr wahrscheinlich lieben, auch wenn er nicht so ein körperlicher Riese ist und natürlich vorausgesetzt, er bringt seine Topform konstant auf das Eis. 15 Mal tat er dies übrigens auch schon für die lettische Nationalmannschaft und erzielte dabei immerhin 2 Länderspieltore. Charakterlich muss man sich zudem bei Letten keinerlei Sorgen über Dinge wie Einstellung und Arbeitsmoral machen. Wir sind dennoch gespannt, wie er einschlägt.

Wir heißen alle 4 Cracks natürlich herzlich Willkommen in der schönsten Eishockeystadt der Welt. Mögen die Spiele bald beginnen.

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