Montag, 26. November 2018

(Identi)Fik(a)tion!

Blau-Weiß sind unsere Farben, doch wofür stehen sie?

Der Club, unser Club, hat sich ja angeblich nach vier Jahren reinen Konsumdenkens das Thema Identität wieder ganz groß auf die Fahne geschrieben.

Nun, da verliert man ein Derby ganz knapp mit 11:4 (höchste Derbyklatsche der Profigeschichte der Eislöwen) und es kommt anschließend nichts. Keine Entschuldigung, keine Worte beim anschließenden Heimspiel, keine Erklärung vor dem eigenen Anhang von der sportlichen Leitung oder einem Spieler. Nicht einmal eine in Zeiten von Social Media ganz einfach mögliche, ehrliche Videobotschaft. Das wäre zumindest ein Fünkchen Identifikation. Wenn die Kurve auf Banner und mehrheitlich auf Stimmung verzichtet, hat das einen Grund, zumal es bislang stimmungsmäßig eine der besten Saisons der letzten Jahre war. Sicher mögen einige eine andere Meinung vertreten und die Verweigerung von Zuwendung in Form von Stimmungsverzicht nicht gutheißen, aber der Kern ist, dass die Fans nicht ins Boot geholt werden. Es sind ja nur Kunden, doch auch die rebellieren irgendwann oder wenden sich einfach ab. Es fehlt an Eigeninitiative im Club, es mangelt an Ideen und klaren Konzepten. Der Fan ist die maximal geduldete Stiefmutter. So wird Identifikation ganz schnell zur unerreichbaren Fiktion.

Da preist man lieber die ideale Bettwäsche für Derby-Albträume an, oder das Kissen, was man sich oder dem ein oder anderen Derbyversager am liebsten nach solchen Spielen aus der Emotion heraus ins Gesicht drücken möchte, nehmt es uns nicht übel. Es wird dem Fan nicht leicht gemacht, Bindung aufzubauen oder die noch vorhandene Restbindung aufrechtzuerhalten. Da genügen keine vorschriftsmäßig abgehaltenen Meet & Greet Abende für Dauerkarten-Besitzer. Da muss schon etwas echtes rüberkommen und spürbar werden. Fangt an, Identifikation zu leben oder lasst es. Alles andere ist pure Heuchelei.

Jeder Spieler, der nach Dresden kommt, blubbert etwas über die schöne Stadt oder die professionelle Infrastruktur und die tolle Arena. Stadt und Infrastruktur kommen aber nicht in die Halle, um die Spieler zu unterstützen. Es sind die Fans. Das einzige Statement, was man ernst nehmen konnte, war Thomas Pielmeiers Dank bezüglich der Unterstützung des harten Kerns vor einigen Wochen. Ansonsten nur Alibi-Statements, die niemand braucht und auch keiner mehr ernst nimmt.

Wir hatten schon sportlich ähnlich schwache oder gar schwächere Spielzeiten, aber da standen Spieler auf dem Eis, die sich zerrissen haben, die vielleicht einfach nicht mehr im Tank hatten, auch weil der Kader und Etat zu schmal war, aber immer alles gegeben haben. Damals hat man noch reihenweise Derbys gewonnen, mittlerweile kann man die Siege über die Jahre an einer Hand abzählen, bald an einem Finger oder Fingernagel, den man sich aktuell vor lauter Sieges-Freude wegfrisst. Man kann niemandem den Kampfeswillen absprechen, aber diese unbedingte Leidenschaft, dieser unbedingte Willen, für einen Club zu kämpfen und sich aus der Scheiße rauszuziehen, ist derzeit nicht bei allen erkennbar, um es mal vorsichtig zu formulieren. So jedenfalls werden wir da unten nicht rauskommen.

Wir werden immer kommen, egal in welcher Liga, aber wenn man "nur" noch kommt, um mit seinen Freunden ein paar Stunden zu verbringen und kaum noch aufgrund der reinen Vorfreude auf ein Eishockeyspiel, läuft halt etwas verkehrt. Wenn Leidenschaft und Liebe zum Dienst nach Vorschrift verkommt, steht man am Scheideweg und genau da befinden wir uns derzeit.

Wir Fans können es auf dem Eis nicht richten, das müssen die Spieler und das geht nur als echte Einheit. Talent allein hat noch niemandem Erfolg beschert. Erfolg ist zuallererst harte und beständige Arbeit. Packt es endlich an!

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