
Für manche ist es das vorweggenommene Finale, für manche ein Horrorlos, auf jeden Fall aber die ultimative Herausforderung. Dies gilt allerdings, anders als viele denken, für beide Seiten.
Wir sind nämlich in dieser Spielzeit ganz sicher kein Lieblingsgegner der Huskies, auch wenn der Blick auf die Historie beider Clubs klar für die Hessen sprechen mag.
Direkter Vergleich (Head to Head)
DEL2 Hauptrunde 2024/2025:
DRE vs. ECK
2 Siege 2
6 Punkte 6
13 Tore 13
(3/14) 21,4% Powerplay 11,8% (2/17)
(15/17) 88,2% Penalty Killing 78,6% (11/14)
118 Schüsse 127
37 Strafminuten 28
54 Blocks 31
(94/231) 40,7% Anspiele (Bullys) 59,3% (137/231)
(6P.) Yogan Topscorer Weidner (4P.)
Historischer Vergleich
17 Siege 31
0 Playoffsiege 0
0 PO-Seriensiege 0
Beide Teams trafen noch nie in den Playoffs aufeinander. Somit feiern wir ab Freitag eine Premiere in jeder Hinsicht. Alles ist frisch, alles ist neu und alles ist offen. Denn nicht nur der grobe Blick auf die Zahlen zeigt, dass sich beide Teams auf Augenhöhe begegnen. Dennoch nimmt Kassel natürlich als finanzieller und sportlicher Krösus der Liga die Favoritenrolle ein, die sie sich auch aufgrund des Hauptrundentitels mit insgesamt vier Zählern mehr als Dresden auf dem Konto erkämpft haben.
Kassel kann den teuersten und qualitativ hochwertigsten Kader der DEL2 aufbieten. Sie sind ein defensivstarkes Team mit starken Torhütern, welches aber offensiv nicht gerade als Effizienzmonster bezeichnet werden kann. Sie brauchen im Schnitt sogar mehr Schüsse als wir, um ein Tor zu erzielen. Dafür sind sie aber defensiv sehr schwer zu überwinden. In der Hauptrunde hatte kein Team eine höhere Schuss-pro-Gegentor-Quote als Kassel (12,9). Doch machen wir es aktuell: In den Playoffs liegt unser Wert bei 32,0. Kassel weist ebenfalls beachtliche 21,8 auf. Die Huskies haben allerdings im Viertelfinale auch gegen die elftbeste Offensive der Liga gespielt, während die Eislöwen immerhin die sechstbeste Offensive der DEL2 mit dem gleichen Gegentorschnitt in Schach halten konnte.
Die Qualität der Hessen wird vor allen Dingen am Anspielpunkt deutlich. Kassel stellt die mit Abstand beste Quote bei Face Offs, was wir in den vier Saisonduellen auch zu spüren bekamen. Doch trotz nur rund 41 Prozent gewonnener Anspiele, verloren wir gegen die Huskies nur ein Duell nach regulärer Spielzeit und das auch noch mit einem ersatzgeschwächten Kader von 16 Spielern, da uns eine Krankheitswelle erwischt hatte.
Der Saisonvergleich ist absolut ausgeglichen. Auch die Schussbilanz liegt nah beieinander. Was wir in puncto Bullyquote einbüßen, holen wir über die Special Teams und die Blockqualität wieder heraus. Beide Bereiche sind jetzt nicht so unwichtig in den Playoffs, was wir im Viertelfinale eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben.
Die Hessen stellen das zweiterfahrenste Team der Liga. Nur Turnbull und Co. haben noch mehr Routine aufzubieten. Selbige haben beide Teams im Viertelfinale ausgespielt. Nun werden im direkten Aufeinandertreffen also die Nuancen entscheiden, wessen Traum vom Meistertitel ausgeträumt sein wird.
Beide Teams sind unheimlich tief besetzt. Jeweils 17 Spieler konnten zweistellig scoren. Zudem können beide Mannschaften auf zwei starke Goalies bauen. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, in DD weiterhin auf Danny Aus den Birken zu setzen, der bislang fast schon pervers gute Playoffs spielt und an frühere Karrieretage erinnert. In Kassel wird man sehen müssen, ob man für Gibson einen Importfeldspieler opfert oder wie im Viertelfinale auf Backup Philipp Maurer setzen wird, der eine starke Saison spielt, aber in den Playoffs noch nicht wirklich gefordert wurde und mit 24 Jahren sicherlich auch nicht der erfahrenste Mann auf der Position ist.
Das Duell der beiden Defensivmächte der Playoffs wird an Intensität das Viertelfinale definitiv toppen. Beide Teams verfügen über unangenehme Spieler mit viel gritty potencial. Doch Dresden ist in der Tiefe sogar etwas stinkstiefeliger besetzt als Kassel. Matze Pischoff nimmt es als 4th-Liner mit jedem Topstar auf. Ob das nun vom spät verpflichteten David Wolf aufgefangen werden kann, ist zu bezweifeln. Eher kostet dieser den Huskies die Serie. Entscheidender sind da Akteure wie Weidner, Turgeon oder Olsen.
Turgeon ist auch am Anspielpunkt ein Faktor und neben Garlent der stärkste Mann am Bullykreis. Hier müssen Fox, LeBlanc und Andres besser dagegenhalten als in der Hauptrunde, um die Hessen mit Scheibenverlusten zu stressen.
Offensiv dürften die Eislöwen einen Tick stärker besetzt sein. Zehn unterschiedliche Torschützen in der ersten Runde sprechen Bände. Doch auch defensiv muss man sich mit dem besten PK der Playoffs und einigen Blockmonstern im Kader sicherlich nicht verstecken.
Aus unserer Sicht wird in dieser Serie einzig und allein die jeweilige Tagesform entscheiden. Wer diese konstanter abrufen kann, wird am Ende weiterkommen und um den Titel spielen.
Wir sehen unsere Eislöwen ganz knapp vorn. Kassel sieht das erfahrungsgemäß anders. Doch wir haben zudem den geringeren Versagens-Druck als Kassel und gehen nicht mit der Favoritenbürde in die Serie. Seit ihrer Meisterschaft im Jahre 2016, als es noch keine Aufstiegsregelung gab, unternehmen die Huskies nun den achten Versuch, den Titelgewinn zu wiederholen. Nur zweimal schaffte man es ins Finale, in dem man dann aber jeweils den kürzeren zog. Zweimal endete der Lauf im Viertel- und zweimal im Halbfinale. Lasst uns dreimal daraus machen.
Unser Serien-Tipp:
DRE(4.) 4:3 ECK (1.)