
Zunächst einmal gratulieren wir Oskar Autio, Goalie der Starbulls Rosenheim, zu den Auszeichnungen als bester Goalie und bester DEL2-Spieler des Jahres. Sicherlich absolut verdient, auch wenn man Davis Vandane ebenfalls als MVP hätte in Betracht ziehen können. Fakt ist, kein Spieler war für sein Team so bedeutend wie Autio für Rosenheim. Ohne die Klasse von Autio wäre Rosenheim wohl immer noch ein Top-8-Team, aber wahrscheinlich eben nicht in den Top 6 gelandet.
Seine Zahlen sind herausragend und doch können wir einfach mal Janick Schwendeners Zahlen von 2022 einklammern, als er Goalie des Jahres wurde. Autio ist sicherlich der beste Goalie der Liga, Allerdings nicht so übermenschlich, wie er medial gerne dargestellt wird. Autio bedeutet auf finnisch so etwas wie "menschenleer", doch wir glauben, es steckt ziemlich viel menschliches in ihm.
Oskar Autio 24/25
Spiele: 40 (47)
Siege: 25 (32)
Minuten: 2423:33 (2796:37)
Gegentore: 87 (102)
Gegentore/Spiel: 2,15 (2,19)
Paraden: 1172 (1174)
Fangquote: 93,09% (92,01%)
Shutouts: 6 (6)
() = In Klammern Schwendis Werte aus seiner DEL2-Rookiesaison (21/22)
Natürlich liegen Schwendis Galawerte bereits ein paar Jahre zurück, doch er konnte diese Werte in der Folgesaison bestätigen und knüpfte in dieser Spielzeit teilweise wieder daran an. Es geht auch nicht darum, Autio die unbestrittenen Qualitäten abzusprechen, sondern vielmehr einen detaillierten Blick zu liefern, um ein sachlicheres Bild zu zeichnen.
Oskar Autio ist 25 Jahre alt, also noch gar nicht in seiner Prime, wenn man so will, und doch spielt er ein verdammt hohes Level. Er ist faktisch kein DEL2-Spieler, sondern für Höheres berufen. Dies steht außer Frage. Doch eben weil er noch so jung ist, ist er auch noch nicht so gefestigt wie beispielsweise unsere Goalies.
Allein der Druck, der auf ihm lastet, stets der beste Mann auf dem Eis sein zu müssen, um seinem Team eine Siegchance zu geben, kann zermürbend sein. Zudem hat er deutlich mehr Minuten in den Knochen als unsere Goalies.
Ein Blick in die Statistiken zeigt, dass Oskar Autio beispielsweise alle seine Shutouts in der ersten Saisonhälfte bis Mitte Dezember gesammelt hat. Seither sind seine Zahlen überall zurückgegangen. Nicht dramatisch, aber klar erkennbar.
Die letzten 15 Spiele
Spiele: 15 (15)
Siege: 9 (6)
Minuten: 906:28 (916:15)
Gegentore: 41 (38)
Gegentore/Spiel: 2,71 (2,49)
Paraden: 448 (377)
Fangquote: 91,62% (90,84%)
Shutouts: 0 (1)
() = In Klammern Goaliewerte Dresden (Schwendi/Danny/Paul) in den letzten 15 Spielen. Natürlich hat im Gegensatz dazu Oskar Autio nicht sämtliche der letzten 15 Rosenheimspiele gehalten, weshalb der Vergleich zumindest ein wenig hinkt, da er seine Werte über einen längeren Zeitraum erzielt hat.
Natürlich schwingt bei uns die Niederlagenserie ein wenig mit rein, doch es wird klar ersichtlich, dass Autio immer noch stark gehalten hat, zudem auch mehr zu tun hat, da seine Defensive mehr gegnerische Schüsse zulässt. Seine Gegentorquote ist massiv angestiegen und er wird immer warm geschossen. Autio hat selten Spiele, in denen er kalt wird, weil er nur wenig zu tun hat. Genau das ist aber häufig bei unseren Goalies der Fall, die oftmals nach Minuten ohne Arbeit plötzlich da sein müssen. Ein völlig anderes Anforderungsprofil also. Erfahrungsgemäß haben die Goalies, die weniger Schüsse auf den Kasten bekommen, meist auch geringere Fangquoten. Das ist einfache Mathematik. Ausnahmen bilden da lediglich Ausnahmegoalies wie Maxwell, die die wenigen Hundertprozentigen, die deren Vorderleute überhaupt zulassen, auch noch mehrheitlich killen. Doch dieses Spiel hat ein Autio nicht vor sich. Rosenheim hat fast 200 Schüsse mehr als wir auf das Tor bekommen. Dem Spielstil und auch der defensiven Qualität geschuldet.
Betrachtet man die letzten 15 Spiele, schlägt der Vergleich zwar immer noch zugunsten von Oskar Autio aus, aber eben längst nicht mehr so klar und überragend wie vielleicht zu vermuten war. Wir kassieren trotz Niederlagenserie weniger Gegentore, lassen weniger Schüsse zu und dann kommt noch ein Faktor hinzu, den wir bislang noch gar nicht mit einbezogen haben.
Erfahrung, speziell in den Playoffs.
Oskar Autio hat in seiner noch jungen Profikarriere auf Profilevel genau null(!) Playoffspiele gespielt. Nun sind aber plötzlich alle Augen auf ihn gerichtet, vor allem als frisch gebackener Spieler und Goalie des Jahres in der DEL2. Mal sehen, wie er mit dem Druck umgehen wird. Gelingt es ihm, den Druck zu händeln, ist er ein ganz Großer. In den Playdowns der Vorsaison hatte er zwei Einsätze und lieferte allenfalls solide Werte ab (2 Spiele, 1 Sieg, 55 Paraden, 6 GGT, 3,0 GGT/Sp., 90,16% Fangquote). Aus den Birken zeigte dagegen seine ganze Erfahrung mit herausragenden Werten (5 Spiele, 4 Siege, 7 GGT, 1,39 GGT/Sp., 94,81% Fangquote und ihm gelang sogar ein Shutout).
Dresden kann allgemein mit Playofferfahrung nur so um sich werfen. Danny Aus den Birken geht mit der Routine von 110(!) Playoffspielen auf DEL- und Zweitliganiveau in die diesjährigen Playoffs. Dabei gelangen ihm 57 Siege, 10 Playoff-Shutouts und 5 Meisterschaften. Zudem stand er bei 13 Partien auf internationalen WM- oder Olympialevel im Tor. Ach und dann wären da noch 46 Champions Hockey League Spiele, in denen er 30 Siege festhielt. Er führte München 2019 bis ins Finale (1:3 vs. Frölunda), 2022 noch einmal ins Halbfinale. Janick Schwendener war dagegen ehrlicherweise nie ein Playoff-Übergoalie, hat aber ebenfalls viel Erfahrung gesammelt und sich zuletzt immer mehr gesteigert, wenn die fünfte Jahreszeit anbrach. In 29 Playoffspielen gelangen ihm 8 Siege, fünf davon in den letzten beiden Playoffjahren. 2023 war er der MVP der Viertelfinalserie gegen Krefeld, als er fast noch dafür sorgte, dass die Eislöwen nach 0:3-Serienrückstand die Serie drehten. Leider fehlte er verletzungsbedingt in den ersten beiden Partien der Serie. Wer weiß, wie es sonst gelaufen wäre.
Die Zahlen sprechen insgesamt für Rosenheim und Autio, allerdings nicht so deutlich, wie erwartet. Wenn man dann noch die ganzen weichen Faktoren mit einbezieht, sind wir einfach verdammt neugierig darauf, wie es sich ab Mittwoch auf dem Eis tatsächlich darstellen wird.
Goalievergleich in den vier Saisonduellen der Hauptrunde 2024/2025
DRE vs. ROS
2 Siege 2
243:16 Minuten 240:30
10 Gegentore 10
2,47 Gegentorschnitt 2,49
102 Paraden 120
91,07 Fangquote 92,31
1 Shutouts 1
We believe in SchwenDanny!
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