Samstag, 2. Dezember 2023

Eilt herbei von fern und nah ...

Wir sind wieder da!

Nach einer gesundheitlich und emotional bedingten einmonatigen SoMe-Pause sind wir zurück. Ganz ehrlich: Ein Monat ohne diese extrem negative Grundstimmung, ja man möchte fast sagen ohne dieses toxische Umfeld, tat richtig gut und war bitter nötig. Die Monate davor haben verdammt viel Energie aus dem Körper gezogen und da sind wir schon nur ca. 10-20 Stunden pro Woche eishockeytechnisch tätig. Wie soll es da erst einem Spieler oder Eislöwen-Mitarbeiter gehen, aber dazu später mehr.

Wir möchten uns zunächst für die vielen positiven Nachrichten bedanken, die uns per Facebook, Instagram, WhatsApp, telefonisch oder vermittelt durch die Fanbetreuung erreicht haben. Diese Wertschätzung wissen wir sehr zu schätzen und auch deshalb ist die Entscheidung gefallen, ab Dezember wieder in den digitalen Wahnsinn einzusteigen. Das wird sicherlich nicht alle erfreuen, allerdings hat uns das bekanntlich noch nie tangiert.

Und der Einstieg hat es direkt in sich, denn es ist natürlich sehr viel passiert und dies gilt es aufzuarbeiten. Wir versuchen dabei möglichst sachlich zu bleiben, müssen aber leider vor allem den Finger auf uns selbst, also die Eislöwen-Fangemeinde richten. Wir werden nun chronologisch folgende Themenbereiche behandeln:

Trainer
Sportdirektor
Mannschaft/Spieler
Fans

Trainer:

Als Corey Neilson am 9. Mai vorgestellt wurde, hatte er im Umfeld bereits verloren. Negative und leider oftmals völlig unfundierte Meinungen schossen direkt aus dem digitalen Boden. Der Weg war klar, der Mann kann nur verlieren. Da half selbst der beste Saisonstart seit einem Jahrzehnt nichts. Jede Niederlage wurde an ihm festgemacht und das ist natürlich großer Quatsch. Wir haben das Privileg, aufgrund unserer Tätigkeit wöchentlich in Kontakt mit den Protagonisten zu treten und gewinnen dabei auch einen Eindruck von den einzelnen Personen in Verantwortung. Corey Neilson ist ein smarter, selbstsicherer Eishockeylehrer mit unglaublich viel Know-how und bestimmt kein A-loch.

Sicherlich ist er emotional nicht für jeden gleichermaßen greifbar und sympathisch, doch die vorgefertigte Meinung, die als Damoklesschwert über ihm schwebte, war einfach nicht fair und deshalb müssen wir uns als Umfeld auch mal hinterfragen, was wir für ein Signal an die Eishockeywelt senden, wenn wir so mit Leuten umgehen. 

Corey Neilson hat sich nicht so viel vorzuwerfen. Er hat das Spiel flexibler gestaltet und dies auch zum Teil erfolgreich umgesetzt, doch was ihm aus unserer Sicht rein sportlich betrachtet den Job gekostet hat, war, dass er seine Spieler teils überschätzt und überbeansprucht hat. Er hat zu viel Input gegeben, zu viele Optionen aufgezeigt, zu viel gewollt und damit einige Spieler überfordert. Hinzukam, dass die Reihen und Aufstellungen zu oft wechselten. In einer Phase, in der man noch lernt, wäre ein fester Stamm wahrscheinlich sinnvoller gewesen, auch wenn dies zu noch mehr Härtefällen wie Arne Uplegger auf der Tribüne geführt hätte. 

Wir haben Corey als angenehmen Zeitgenossen mit speziellem Humor kennengelernt und finden es schade, dass wir als Standort nicht über unseren eigenen Schatten springen konnten. Wenn man hört, wie Spieler und Verantwortliche über ihn sprechen, ist viel Respekt zu spüren. Den haben wir ihm als Fangemeinde nicht entgegengebracht. Versteht uns nicht falsch, wir sagen nicht, dass jeder von euch und uns seine Entlassung gefordert hat, doch wir sind alle Teil der Eislöwen-Fangemeinde und somit sind wir auch Teil dessen, was als Gesamtbild nach außen gezeichnet wird, egal ob wir damit einverstanden sind oder nicht. Man ist immer nur so gut wie das schwächste oder "schlechteste" Glied. Deshalb sprechen wir auch von WIR. Letztlich war es unumgänglich, Neilson von seiner Aufgabe zu entbinden, da er einfach nie die Ruhe und den Rückhalt erhalten hätte, das Team aus dem Tief herauszuarbeiten. Diese Gemengelage war daher nicht erfolgsversprechend und musste durchstoßen werden. Gut übrigens, dass man sich mittlerweile mit dem Coach auf einen Aufhebungsvertrag einigen konnte und somit seit gestern kein Arbeitsverhältnis mehr besteht. 

Nun ist also bis auf weiteres wieder Petteri Kilpivaara in Amt und Würden. Einer, der immer gesagt hat, dass er nicht riskieren will, auf den Schleudersitz Cheftrainer zu geraten, da er für den Standort brennt und aus Dresden nicht weg möchte. Glücklicherweise hat er einen sozialen Sportdirektor über sich, der ihn nicht verheizen, sondern schützen und fördern will. Interessant ist, dass Petteri in dieser Saison bislang sechsmal in Verantwortung hinter Bande stand (rechnet man das Spiel in Rosenheim mit ein, in dem Neilson krankheitsbedingt fehlte) und in drei dieser sechs Partien lag man im ersten Drittel schnell mit 0:3 hinten. Ein Neilson wäre dafür zerrissen worden, nicht so Petteri oder Brockmann, die ihre Spieler auch teils harsch in der Öffentlichkeit kritisierten. Der Status quo ist natürlich gut für Petteri und bringt etwas Ruhe an den Standort, zeigt aber die Doppelmoral im Umfeld ganz deutlich auf. Kilpivaara genießt also die Sympathien und den Rückhalt der Fans, doch ein Ruhekissen darf das nicht sein. Die Mannschaft ist die gleiche und die Problemzonen haben sich auch nicht geändert. 

Wenn der gestrige überzeugende Sieg über Meister Ravensburg der Wendepunkt war und nun pro Wochenende immer mindestens 3-4 Punkte aufs Konto wandern, wird Petteri sicher im Sattel bleiben. Andernfalls kann es aber auch sein, dass der Druck einem anderen aufgeladen wird und Petteri wieder ins zweite Glied rückt, auch wenn in der DEL2 bislang jeder Club, der seinen Trainer entlassen hat, auf den Co-Trainer oder eine anderweitige interne Lösung gesetzt hat. Der Markt gibt auf die Schnelle scheinbar nichts brauch- und vor allem bezahlbares her.

Sportdirektor:

Kommen wir zu Matthias Roos, der ja nun die nächste Sau ist, die man durchs Dorf jagen will. Aus unserer Sicht absolut unverständlich und da kann man uns gerne vorwerfen, dass wir ihm zu wohlgesonnen sind, aber es sprechen einfach fachlich viel zu viele Punkte für statt gegen ihn. Er hat vor zweieinhalb Jahren einen unglaublich schweren Job übernommen und einen Komplettumbruch vollziehen müssen. Der ist ihm und genau das wird ihm jetzt zum Nachteil, mehr als gut gelungen. Die neu zusammengestellte Mannschaft hat "überperformt", eine Rekordhauptrunde hingelegt und so im Umfeld gleich mal wieder dafür gesorgt, dass die Erwartungshaltung in utopische Höhen geschnellt ist. 

Mal abgesehen von Bietigheim hat kein Standort in der DEL2 dauerhaft dreistellige Punktewerte in den Hauptrunden erzielt. In Dresden wurde es trotzdem insgeheim von manchem Fan erwartet. Es gelang auch dank des zwischenzeitlichen Trainerwechsels (Entlassung Brockmann) im zweiten Jahr erneut der direkte Einzug in die Playoffs. Viele vergessen bei ihrer Brockmann-Liebe nämlich, dass wir im Januar Richtung Playdowns rutschten und nichts mehr lief. Doch Platz 5 und das knappe Playoff-Aus in Spiel 7 in Krefeld reichte natürlich nicht, um die Couch-Könige zu besänftigen.

Kommen wir zur aktuellen Saison und da muss sich natürlich auch Matthias Roos Kritik gefallen lassen. Er hat den Trainer nach fachlicher Kompetenz ausgewählt und dabei vielleicht die Kraft und Penetranz des Umfelds unterschätzt oder diese einfach bislang nicht so wahrgenommen, weil zuvor überwiegend gewonnen wurde. Zudem kann man natürlich hinterfragen, warum man die Abgänge von Kolb und Schmitz nicht adäquat ersetzt bekommen hat. Fehlte Kohle oder war der Markt einfach zu dünn? Das können wir nicht beantworten, doch Roos hat zum Beispiel keinen Einfluss darauf, dass on top plötzlich auch noch mehrere verlässliche Leistungsträger ihre Form verlieren und mitunter erschreckende Leistungen zeigen. Es sind weniger die Neuzugänge, die Sorgen bereiten, sondern die für ihre Konstanz bekannten langjährigen Topspieler am Standort. Später mehr dazu. 
 
Ein weiterer Punkt ist sicherlich, dass es nicht gelungen ist, den Abgang (weniger sportlich, viel mehr als Führungsfigur) von Knacki aufzufangen, doch da sollte man vielleicht auch ein paar Hintergründe beachten. Erstens bekommt man nicht einfach jeden Spieler, den man möchte, nur weil man das will. Da gehören immer mindestens drei Seiten dazu. Spieler, Club, Agent, oftmals auch noch die Familie des Spielers. Zweitens hatte man dem Kapitän einen leistungsbezogenen Vertrag angeboten. Knackstedt war 2023 nicht mehr der Knackstedt der 2022 noch Spieler des Jahres wurde. Er hat abgebaut und passte nicht mehr in das schnelle System. Das hat man in der zweiten Saisonhälfte 22/23 deutlich gesehen. Er hat große Verdienste, aber der Sportdirektor darf sich dadurch nicht zwingen lassen, einen Mehrjahresvertrag mit überhöhtem Gehalt rauszuhauen. Den hat Knacki in Selb bekommen und somit war er weg. Hätte man einen wie Mitch Wahl, der nun kommt bzw. da ist, bereits im Sommer bekommen, hätte man Knacki top ersetzt, dies ist aufgrund der finanziellen Forderung jedoch eben erst jetzt mit Verspätung gelungen. Lieber spät als nie. Roos macht keine Schnellschüsse, überlegt, wägt ab und ist dabei immer sachlich. Das wissen wir zu schätzen. Wer ein paar mal mit ihm gesprochen hat und er hat sich für uns auch schon Stunden an Zeit genommen, erkennt, wie akribisch, interessiert und zielorientiert dieser Mann ist. Er ist seit diesem Jahr fest in Dresden vor Ort und lernt nun das Umfeld richtig kennen. Ist dabei wissbegierig und wird sicherlich aus den Eindrücken seine Schlüsse ziehen. Er ist ganz sicher kein Problem, sondern eher die Lösung. Roos ist kritikfähig und gibt Fehler offen zu. Jeder macht Fehler, er macht nur sehr wenige und hat in DD dafür gesorgt, dass wir erstmals zwei Jahre in Folge zu den Top 5 der Liga gehörten. Scheinbar für einige zu wenig für den eigenen Anspruch. Für uns nach Jahren der überteuerten Kader, die zwischen Platz 8 und 13 landeten, eine tolle Entwicklung in kurzer Zeit. Zwei Jahre sind bei einer Entwicklung eines Topteams, beginnend bei Null, übrigens gar nichts. 

Es ist bereits angekündigt worden, dass man den Kader wahrscheinlich Richtung Saison 24/25 etwas schmaler und dafür hochwertiger besetzen will, jedoch kann man auch den bisherigen Ansatz von Roos verstehen, der mit großem Kader Verletzungen bestmöglich vorbeugen und für ein gutes Trainingsniveau sorgen wollte. Gut möglich, dass man bereits während der Saison den einen oder anderen Spieler abgeben wird. Ein paar Härtefälle fallen uns da sofort ein. Vielleicht kann man auch noch einen erfahrenen deutschen Verteidiger gewinnen, doch dafür braucht es Glück, Geld, den richtigen Riecher und ein Umfeld, welches dem Spieler zusagt. 

Die Punktspiel-Bilanz in der Ära Roos:
127 Spiele, 76 Siege (59,8%), 227 Punkte (1,79/Sp.), 418:330 Tore (3,3:2,6/Sp.), 2 direkte Playoffteilnahmen 

Mannschaft/Spieler:

Die Mannschaft ist in der Pflicht, keine Frage, denn sie ruft nicht ihr volles Leistungsvermögen ab. Man verliert aber nicht etwa Spiele, weil man das System nicht kapiert oder es schlecht ist und man qualitativ mit den Gegnern nicht mithalten kann, sondern weil man regelmäßig kapitale individuelle Fehler produziert und dadurch ansonsten gute Spiele eigenhändig zerstört. Dies kann kein Sportdirektor, Trainer oder Geschäftsführer dieser Welt beeinflussen oder gar verantworten. Hier ist jeder Spieler in der Pflicht, an sich zu arbeiten und besser zu werden. 

Leider stagniert zudem bei einigen jungen Spielern seit einem Jahr die Weiterentwicklung. Viele haben den nächsten Schritt verpasst. Einige haben vielleicht auch einfach ihr Leistungsvermögen erreicht und stoßen an ihre natürlichen Grenzen. Nur weil man jung ist, muss man nicht zwingend in allen Bereichen Verbesserungspotenzial aufweisen. 

Das eigentliche Problem ist aber, dass viele feste Größen nicht abliefern. Wir wollen niemanden ins Schaufenster oder an den Pranger stellen. Wir alle sehen aber, dass beispielsweise Schwendi bislang ungeahnte Fehler macht und derzeit einfach mal nicht der sensationelle Rückhalt ist, der er zuvor über zwei Jahre war. Doch da gilt es, ihm den Rücken zu stärken, ihm Support zu geben. Ähnlich verhält es sich bei David Suvanto, Simon Karlsson, zu Saisonbeginn sicher auch bei Tomas Andres (jetzt läuft er gerade heiß), bei Arne Uplegger und Nicklas Mannes. Fällt euch was auf? Vorwiegend Defensivkräfte und genau da entstehen auch die meisten Fehler. Sei es ein schlechter Aufbau, eine hohe Fehlpassquote oder allgemeine Unkonzentriertheiten im Stellungsspiel und bei Übergaben. All das ist aber einfach auch menschlich und ein Team braucht immer auch den Rückhalt der Fans. Wenn es allerdings in DD nicht läuft, gibt es leider nur wenig Support. Am lautesten ist zuallererst der Unmut, die Wut und die Ungeduld zu vernehmen. Von den teils erfolgten Beleidigungen gegenüber den einzelnen Spielern und Verantwortlichen wollen wir gar nicht erst anfangen. 

Gute Wahl:
Mitch Wahl wird vorgestellt und auch da türmen sich direkt erstmal die negativen Kommentare. Warum? Mitch Wahl ist eine Topverpflichtung. Man hätte ihn sicher vertraglich nicht nur bis Ende der Saison bekommen, da er seinen Wert kennt. Der Kerl ist genau das, was wir brauchen. Ein Center mit Erfahrung, der auch Flügel spielen kann. Ein natürlicher Scorer, ein hervorragender Passspieler, also ein Playmaker, der auch weiß, wo das Tor steht. Zudem denkt er in beide Spielrichtungen, ist läuferisch stark, körperlich robust und ein verdammt guter Bullyspieler. Kurzum, er ist mehr als ein Knackiersatz. Sein Manko: Er hat seit dem Frühjahr nicht mehr gespielt und wird daher etwas Anlaufzeit brauchen, um in Game Shape zu kommen. Die zwei bis drei Wochen Anlaufzeit sollte man ihm auch geben. Nach seiner turbulenten Anreise mit zehnstündigem Flug nach München, Flugabsage in München, Übernachtung dort und der gestrigen Zugreise nach Dresden soll der Mann erst einmal ankommen, den Jetlag bekämpfen, das Team kennenlernen, eine Woche mit den Jungs aufs Eis gehen, das System verstehen, die Laufwege checken und dann vielleicht idealerweise gegen seine Ex aus Westsachsen sein Debüt feiern. Der Kerl wird uns besser machen. Uns hat er in seiner Zeit bei Crimmitschau und Kassel jedenfalls beeindruckt. Wer in der Allsvenskan, der EBEL und der DEL2 0,7 bis 1,1 Punkte pro Spiel abliefert, ist gewiss keine Lusche. Schon gar nicht mit deutschem Pass. Mitch wird mit der Nummer 3 auflaufen. Möge er mit den Eislöwen in möglichst vielen Spielen diese Anzahl an Punkten einfahren. 

Fans:
Eishockey-Fankultur hieß und heißt für uns, dass man natürlich emotional und leidenschaftlich ist, auch mal enttäuscht und kritisch, aber niemals aktiv gegen die eigene Mannschaft und die eigenen Verantwortlichen arbeitet. Kritik ist wichtig, die reinigt auch vieles. Doch was wir erleben, ist nicht etwa Kritik, sondern eine unfassbare Schärfe, Häme, Wut, viel Frust und konkrete Beleidigungen. All das wird wöchentlich mitunter wirklich unqualifiziert auf Trainer, Sportdirektor oder Spielern abgeladen. Es gibt Leute, die warten nur darauf, dass es schlecht läuft. Sie freuen sich gar über eigene Niederlagen. Diese Leute können auch nicht loben und sind im Erfolgsfall still oder ironisch unterwegs. Siege werden als Selbstverständlichkeit abgetan und bei drei Niederlagen in Folge steht der Weltuntergang an. Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass wir seit Jahren in der gleichen Liga spielen und die Leute einfach nicht mehr wissen, wie sich eine echte Krise anfühlt, aber wegen ein paar Niederlagen pfeifen wir unser Team nicht aus. Wir pfeifen nie unser Team aus. Sein Team bei Erfolg zu unterstützen ist einfach, aber als Fangemeinde zeigen wir unser Gesicht dann, wenn es nicht läuft. Dieses Team muss derzeit gegen die sportliche Krise und die Missgunst der eigenen Fans ankämpfen. Das ist grotesk und spricht nicht für uns als Fangemeinde. All das, ob wir nun pfeifen oder nicht, wird pauschal mit den Eislöwenfans verbunden. Wenn wir da nicht gegensteuern, werden wir ein Standort sein, an den Spieler ausschließlich des Geldes wegen kommen und dies als Schmerzensgeld für die ganzen Beleidigungen ansehen, da sie nur von einem kleinen Kern Unterstützung erfahren. Heutzutage singen Leute, die vielleicht seit 5 Jahren beim Eishockey sind, sie haben die Schnauze voll (dann schluckt halt runter) und die Mannschaft mache sich lächerlich, weil sie das dritte Spiel in Folge verloren hat. Hätten diese mal einen Abstieg mitgemacht, wie damals 2007 in den Playdowns im Feinstaubviertel, wüssten sie, was wirklich schmerzhaft und dramatisch ist und selbst dort hat man die Würde gewahrt und sich durch das Spalier von 2.500 hämischen Füchsen gequält. Mittlerweile jedoch scheint es unterschiedliche Vorstellungen davon zu geben, was Eishockeyfankultur ausmacht. Das sehen wir durchaus mit Sorge, doch es liegt eben auch in unserer Verantwortung, unsere Ideale der letzten 25 Jahre zu vermitteln und sich vielleicht auch mal im Block mit einer Zurechtweisung unbeliebt zu machen. Niemand ist größer als das große Ganze.

Wir sind derzeit eine Fangemeinde, die wenig Zusammenhalt zeigt. In sich selbst, mit dem Club und mit der Mannschaft. Im Gegenzug wird aber immer von Club und Spielern eingefordert, diese Nähe und Verbundenheit zu zeigen und zu leben. Sorry, aber da sind wir in erster Linie selbst gefragt. Man kommt nicht aus der Ergebniskrise, indem man die eigene Truppe verhöhnt und auspfeift und all seinen Frust ablädt. Negative Stimmung hat noch nie etwas positives bewirkt. Fan und Supporter heißt, die eigenen Farben in schwierigen Momenten zu unterstützen. Der Kauf einer Karte ist kein Garantieschein für einen Sieg und kein Sieg ist selbstverständlich, schon gar nicht in dieser Liga. Bestes Beispiel war doch gestern. Wenn Andres nicht gleich im Gegenzug den Ausgleich erzielt, wäre die ganze Halle wieder unruhig geworden. Bei jedem Fehlpass gibt es die Stöhner. Die Ungeduld ist förmlich greifbar und überträgt sich aufs Eis. Das muss anders werden. Denn dann singt uns auch nicht mehr jede größere gegnerische Fangruppe in der eigenen Bude an die Wand und die Mannschaft wird wieder zu der Heimstärke zurückkehren, die sie in den letzten zwei Jahren ausgezeichnet hat. Lasst uns Tore und Siege abfeiern und bitte nicht bereits an das nächste Spiel denken. Es gilt jeden Moment zu genießen. Wir wollen den Derbysieg, wenn das Derby ansteht und nicht wenn wir gerade den Meister geschlagen haben. Enjoy verdammt nochmal the moment!

Daher freuen wir uns auch so, dass der 13. Sonderzug nach vier Jahren Pause wieder rollt und wir mit 10+3 Leuten dabei sein können. Aber auch die Anmeldephase hat gezeigt, wie weit wir davon entfernt sind, eine große und zusammenhaltende Fangemeinde zu sein. Mit Ach und Krach bekommen wir 350 Leute zusammen und das bei einem für Inflationsverhältnisse unschlagbaren Preis. Da wird dann wieder der Club kritisiert, und ja, die Orga hätte früher passieren können oder sollen, doch ohne Club würde der Zug gar nicht rollen. Ohne den großen Zuschuss des Clubs hätte es kein so günstiges Ticket und auch keinen rollenden Zug gegeben. Wir können den Club dafür kritisieren, in falsche Dinge zu investieren und Fehler in verschiedenen Bereichen zu machen, vielleicht auch falsche Schwerpunkte zu setzen und Banalitäten zu glorifizieren, aber sollten ihn auch loben, wenn er emotional hinter einer Sache steht und ins Risiko geht, um eine Sache ins Rollen zu bringen oder wiederzubeleben. Es ist nicht alles Schwarz oder Weiß bzw. Blau oder Weiß. Aber scheinbar verlernen wir es immer mehr, zu differenzieren. In diesem Zuge auch nochmal ein Dank an das Orga-Team rund um die Fanbetreuung für den unermüdlichen Einsatz für diese Tradition.

Wir sind im Dezember angekommen, Weihnachten ruft und daher äußern wir einfach mal einen Wunsch: Lasst uns endlich die ganzen persönlichen Befindlichkeiten hintenanstellen und unsere Farben in positiven wie negativen Zeiten unterstützen. Wir müssen uns nicht alle mögen oder gar lieben, aber wenn wir zusammenkommen gibt es etwas, was uns einen sollte: Unsere Eislöwen zu unterstützen, egal wo und wie es steht! Die Wirkung eines Umfelds wird leider immer wieder unterschätzt. Dieses kann eine unglaubliche Kraft entwickeln, allerdings eben auch in negativer Form. Wir hoffen, dass wir alle gemeinsam in den nächsten Jahren eher den Weg in die positivere Richtung beschreiten. Danke.

Auf gehts Löwen.

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