Sonntag, 7. März 2021

Blau-Weiße Leiden(schaft)...

Ein Slogan ist schön, aber oftmals wertlos!

Seit Jahren schmücken sich unsere Farben mit der großen Sinnhaftigkeit der blau-weißen Leidenschaft, doch lediglich ein Wortteil wird seither wirklich mit Leben gefüllt. Leiden!

Als Eislöwenfans sind wir grundsätzlich Leid gewohnt. Vielleicht ein Stück weit auch mit dem Hang zum Masochismus gesegnet. Egal ob früher wirtschaftlich oder nun vor allem sportlich. Doch das permanente Unterbieten der vorher benannten Ansprüche sorgt mittlerweile auch für viel unnötiges Leid.

Wir hatten noch nie ein Problem damit, wenn wir gegen den Abstieg gekämpft haben und es einfach klar war, dass das eine Möglichkeit darstellt, wie zwischen 2008 und 2014 mehrfach erlebt. Wir standen schon so oft vor dem Aus, vor dem Niedergang und haben das Leid immer gut ertragen. Auch können wir gut mit der Häme anderer leben. Wir provozieren sie ja teilweise auch bewusst.

Doch seit mehreren Jahren steht das Leid nicht mehr im Verhältnis. Wiegt ein Playoff-Halbfinale auf, drei Jahre in der Hauptrunde versagt zu haben? Wenn man an eine Mannschaft denkt, die sich für unsere Farben zerrissen hat, auf die wir Stolz sein konnten, so stolz wie auf unsere Farben selbst, dann muss man mittlerweile weit zurückblicken. Ungeachtet einiger Spieler, die sicherlich auch in der jüngeren Vergangenheit für die Eislöwen durchs Feuer gingen und vielleicht auch immer noch gehen würden, vermitteln wir als Ganzes nun schon seit Monden keine Einheit mehr.

Es ist schwer geworden, uns Fans zu überzeugen. Es herrscht Misstrauen statt Vertrauen, vor allem da man sich daran gewöhnt hat, enttäuscht zu werden. Wir sind sicher Teil des Ganzen. Doch in dieser Saison darf der Fan aufgrund der Umstände nur noch ein digitaler Fan sein, hat de facto 0% Einflussmöglichkeit.

Wir sind trotz großspuriger Reden nie dem Status des Mittelfeldteams entwachsen und das bedarf es, um überhaupt mit anderen Sphären liebäugeln zu können und so geht die Schere zwischen wirtschaftlichen Jubelmeldungen und sportlichen Erfolgen immer weiter auseinander. Man bekommt den Eindruck, je mehr Kapital und Potenzial vorhanden, desto weniger sportlicher Erfolg wird generiert.

Andreas Brockmann, ein gestandener und nachweislich guter Trainer, steht schon nach etwas mehr als zwei Monaten ratlos da und fragt sich, wo er hier gelandet ist. Man kann nur hoffen, dass er nicht hinschmeißt. Irgendwann will hier keiner mehr hinkommen, geschweige denn mit Leidenschaft für unsere Farben kämpfen. 

Wir brauchen ein Reset. Einen klaren Plan, den man langfristig verfolgt und auch deutlich formuliert. Der kann nicht lauten, 2022 aufsteigen zu wollen, sondern endlich wieder ein Club zu werden, der zusammensteht. Vom Anhänger bis zum Zepterschwinger. Ein weiter, ein langer Weg und nicht mit Geld zu kaufen. Andernfalls werden wir immer nur ein Scheinriese sein, der hin und wieder mal einen Glückstreffer landet und kurz in den Wolken schwebt, um dann aber wieder auf dem Boden der Tatsachen zu landen und von den ach so kleinen Zwergen tanzend und lachend zertrampelt zu werden.

Seit vier Jahren wird in Dresden über Fitness, über Mannschaftsgefüge, über Werte, über Konzepte geredet und dann aller paar Monate alles über den Haufen geworfen. Doch die Probleme und die Fans bleiben die gleichen. 

Das es sportlich seit Jahren nicht stimmt, beweist allein schon ein Blick auf die Liste der Katastrophenspiele der letzten Jahre. Sie häufen sich in den letzten Monaten bedenklich. Das gestrige Spiel war nun die derzeitige Spitze des Eisbergs und ist auch nach einer fiebrigen Nacht nicht verdaut. Werfen wir doch mal einen Blick auf diese Liste, da wir noch nicht genug gelitten haben.

2021
6:9 nach 6:1 Führung in Freiburg
5:8 nach 4:2 Führung in Landshut
2:10 gegen Frankfurt
1:5 nach 15 Minuten in Ravensburg

2020
1:8 zum Saisonauftakt in Kaufbeuren
2:9 in Heilbronn

2019
3:7 in Kassel
1:7 in Freiburg
1:6 in Crimmitschau

2018
4:11 in Crimmitschau
1:8 in Ravensburg
0:5 gegen Weißwasser
2:7 in Bayreuth

2017 
4:8 gegen Riessersee
1:7 gegen Kassel

Das letzte Mal, dass wir eine Hauptrunde mit mehr Siegen als Niederlagen abgeschlossen haben, war 2017. Seither sind wir maximal ein Pre-Playoffkandidat, der aber lieber von der DEL träumt.

Keine neue Erkenntnis: Es wird Zeit zu akzeptieren, dass man immer noch ganz am Anfang steht. Der Club, das Team, die Fans. Sportlich haben wir, gemessen an den Kadern und Erfolgen, nichts erreicht. 

Klare Werte, klare Richtung, den langen Weg gehen und hart dafür arbeiten. Sind wir dafür bereit? Oder hoffen wir weiter auf den Faktor Glück?

Wir sind etwas müde geworden, vielleicht auch träge und satt, aber lassen uns doch immer noch gerne begeistern und mitnehmen. Das Feuer ist noch da. Sonst würde uns all das kalt lassen.

Wir sind DDepressiv. Ein DDauer-Patient. Ein (Marco) Pfleger und ein French Toast allein wird da nicht reichen, um mit Dr. Brockmann die Krankheit an der Wurzel zu packen. Es braucht eine Langzeit-Therapie. Doch dazu müssen wir uns die Krankheit erst einmal eingestehen. 


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